Zur Karriere von Wilfried Haas

Wie war Ihr Werdegang?
Nach der vierten Klasse Mittelschule begann ich die Lehre im Gold- und Silberschmiedegewerbe (bis 1955). Dazu waren einerseits die Einflüsse des Elternhauses prägend (Vater und Onkel gründeten in Wien die erste Diamantenschleiferei, die heute mein Bruder führt), andererseits die Schule. Einer meiner Lehrer war Goldschmied und ich machte schon als 13-jähriger in der Schule Schmuckstücke. Abendschulmatura (1956), dabei lernte ich abends lang zu arbeiten. 1959 legte ich die Meisterprüfung ab und machte mich 1960 (mit Dispens, da ich erst 23 Jahre war) mit einer Goldschmiedewerkstatt im 7. Bezirk selbständig. Seither machte ich das, was mir Spaß bereitet, und das ist sicher auch der Schlüssel meines Erfolges. 1983 übersiedelte ich aus der Werkstätte in ein offenes Geschäft, wo ich - nachdem ich früher vor allem Lohnarbeiten (für Großhändler und Juweliere) machte - jetzt hauptsächlich für Direktkunden arbeite.

Zum Erfolg von Wilfried Haas

Was ist für Sie Erfolg?
Nicht die Größe der Firma ist entscheidend, sondern ein Produkt herzustellen, das genau den Wünschen des Kunden oder meinen eigenen Vorstellungen entspricht. Wenn beides zutrifft, ist Erfolg am größten. Zu Erfolg gehört auch Zufriedenheit.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, was ich mir vornehme, erreiche ich auch und erfülle meine Qualitätskriterien. Das Erreichen von Zielen fällt mir immer leichter. Früher war ich eher ein Erzeugungsbetrieb für Großhändler, heute arbeite ich direkt für Kunden und so wie ich es mir vorstelle, daher bin ich auch zufriedener.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Bei meiner Entscheidung zur Selbständigkeit, da ich den Wunsch hatte, zeitlich unabhängig und ohne Korsett tätig zu sein. Eine Karriere wäre in meinem Beruf auch sonst nur begrenzt möglich gewesen. Auch als ich mich 1983 entschied, in ein offenes Lokal zu übersiedeln.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Mein guter Abschluß bei der Meisterprüfung, als erster nach dem Krieg bestand ich mit Auszeichnung und fiel Funktionären auf. Ich kann zuhören und habe die Geduld auf einen Konsens hinzuarbeiten, wobei ich trotzdem gewisse Kriterien nicht aus den Augen verliere.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Den Beruf ja, die Funktionen habe ich nicht angestrebt, sondern ich wollte lediglich etwas für meinen Berufsstand tun.Welche Rolle spielt die Familie? Ohne die aktive Mitarbeit von Frau und Tochter wäre meine Doppelfunktion sicher nicht möglich. Seit 1963 arbeitet meine Frau im Betrieb mit und auch meine Tochter ist Goldschmiedmeisterin - wir sind ein echter Familienbetrieb.Welche Rolle spielen Mitarbeiter? In den Funktionen in der Kammer kommt es darauf an, ein Team zu bilden, auch wenn man sich die Personen nicht ganz frei aussuchen kann.
Kennen Sie Niederlagen?
Eher kleine Rückschläge, die mich innehalten und nachdenken lassen.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Aus innerer Ausgeglichenheit und Zufriedenheit und dem Wissen, daß auch zu Hause alles in Ordnung ist. Ich brauche die private Harmonie und einen Platz zum Zurückziehen (Familie, Freundeskreis).
Ihre Ziele?
Mein Bestreben ist, daß meine Tochter das Geschäft übernehmen und weiterführen soll. Name, Image und hoher Standard sollen erhalten bleiben. In meinen Kammerfunktionen würde ich gern noch eine Periode bleiben, um einen Nachfolger aufzubauen.
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Im Geschäft bekomme ich ausreichend Anerkennung von Kunden. In meiner Funktion freue ich mich über gelungene Veranstaltungen. Ich bin auch sensibel genug, um kleine Dinge, z.B. verbales Lob zur Kenntnis zu nehmen.
Haben Sie Vorbilder?
Meinen Onkel (der aus Mähren kommend über Antwerpen die Diamantschleiferei nach Wien brachte), wegen seiner Art, seines Auftretens und Gehabens.Ein Ratschlag für Erfolg? Man sollte immer trachten, Dinge zu tun, die man gern macht. Je höher der Anteil der Tätigkeit ist, die Spaß bereitet, umso leichter fällt Erfolg. Wenn man etwas nicht nur mit Hirn, sondern auch mit Herz macht, und das anderen auch spüren läßt, fällt Erfolg leicht.

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