Zur Karriere von Ernestine Schirmer

Wie war Ihr Werdegang?
Es war mein Wunsch, den Friseur-Beruf zu erlernen, obwohl ich vorher darüber keine Informationen hatte. So ging ich einfach zu einem Geschäft in der Nähe meiner Wohnung im achten Bezirk und sagte, daß ich diesen Beruf lernen möchte. Man nahm mich sofort auf; ich hatte das Glück, einen jungen Chef zu haben, der mir sowohl das Fachwissen beibrachte als auch sehr viel Freiraum ließ. Durch seine häufige Abwesenheit konnte ich bereits als Lehrmädchen viele Aufgaben übernehmen. Dieser Beruf faszinierte mich sofort und fiel mir auch leicht. Ich war Klassenbeste und absolvierte die Schule mit Auszeichnung. Nach dem Abschluß arbeitete ich zehn Jahre lang in einem Salon im ersten Bezirk, wo ich viel Negatives, aber auch Positives lernte. So mußte ich mich der Kundschaft anpassen, was für mich neu war - aber durch die höheren Preise stellten sie mehr Erwartungen. Während dieser Zeit dachte ich bereits, wie ich mich selbständig machen könnte und stärkte mein Bewußtsein. Einmal fühlte ich mich dann so sicher, daß mir die Entscheidung, mich selbständig zu machen, nicht mehr schwerfiel. 1989 eröffnete ich ein kleines Geschäft im 16. Bezirk auf der Thaliastraße und stellte zwei Lehrlinge und eine Teilzeit-Angestellte ein. Bald darauf stellte sich der Erfolg ein, so daß ich bereits das erste Jahr mit einer positiven Bilanz abschloß. Danach machte ich den größten Fehler meines Lebens; ich mietete ein Lokal mit 200 m Größe, wo ich meinen Kunden alles anbieten wollte - Fußpflege, Kosmetik, Massage. Durch die bürokratischen Hürden war es sehr schwierig, meine Idee in die Realität umzusetzen - ich wurde mit vielen Problemen konfrontiert. Meine Botschaft an diejenigen, die etwas anfangen möchten, wobei sie sich jedoch nicht auskennen, wäre jene: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Mein Kampf dauerte sieben Jahre, was ich für mich als echte Lehrzeit betrachte. Ich kam zur Erkenntnis, daß im Leben nichts umsonst ist. Meine Rettung war das Angebot von der Raiffeisenbank, mein Lokal zu kaufen. Ich nahm sofort an und kehrte dann zum kleinen Betrieb zurück. 1998 eröffnete ich das Lokal im neunten Bezirk, welches sofort erfolgreich wurde. Außer guter Qualität und persönlicher Beratung, die ich anbiete, spielte auch die Lage des Lokales eine große, positive Rolle.

Zum Erfolg von Ernestine Schirmer

Was war für Ihren Erfolg noch ausschlaggebend? Gute Mitarbeiter, die ich zu einem Team erzog, Kontinuität, mit welcher ich arbeite, und Freude am Beruf. Für mich ist die Arbeit keine Belastung, sondern eine Beschäftigung, die ich gerne annehme ohne auf die Uhr zu sehen.Was bieten Sie Besonderes an? Für mich war von Anfang an das Eingehen auf meine Kunden sehr wichtig. Ich bin bemüht, jeden individuell zu betrachten und ihm eine Frisur anzubieten, die seinem Typ entspricht. Ich rede gerne mit meinen Kunden, das erleichtert meine kreative Arbeit. Mir ist wichtig, im Beruf weiterzukommen und nehme daher die Angebote wahr, mein Wissen weiter zu vermitteln. So erhielt ich jetzt ein Angebot von der Volkshochschule, wo ich bei der Typ-Beratung für die Köpfe - damit meine ich alles, was mit dem Beruf eines Friseurs verbunden ist - zuständig bin.Wie drückt sich der Erfolg für Sie aus? Indem der Kunde zufrieden hinausgeht und danach wiederkommt. Als Teil des Erfolges betrachte ich meine Mitarbeiter, die gerne ins Geschäft kommen.Was meiden Sie im Umgang mit den Mitarbeitern? Ich schreie sie nie an, verlange von den Lehrlingen nie zu viel, ohne vorher in sie investiert zu haben, ich führe eine anständige Kunden-Kartei, damit sich jeder auskennt, und für mich sind die Menschen, nicht die Titel, wichtig.Was ist für Sie im Leben generell wichtig? Die Freude an der Arbeit, Zufriedenheit und innere Ruhe.