Zur Karriere von Manfred E. Wiesinger

Welche waren die wichtigsten Stationen Ihrer Karriere? Meine Interessen entwickelten sich in Richtung Wirtschaft, und ich wollte im Management tätig sein. Das war damit begründet, daß mir die Tätigkeit eines Beamten, und mein Vater war als solcher in der oberösterreichischen Landesregierung tätig, zu vorgegeben erschien. Während des Studiums stellte ich aber fest, daß die Art und Weise des Unterrichts, für mich zu theoretisch war, und kurz vor dem ersten Abschnitt beendete ich das Studium. Mich faszinierten Fluglinien und ich so suchte ich mir einen Job, wo ich mich damit beschäftigen konnte. Ich bewarb mich bei einer Firma, wo jemand für die Flugabteilung gesucht wurde, und man nahm mich auf. Bald stellte sich aber heraus, daß man für diese Abteilung jemanden benötigte, der Fachkenntnis und Erfahrung auf dem Gebiet hatte, und bot mir die Schiffsabteilung an. Damals konnte ich mir unter der Schifffahrt nichts vorstellen, war frustriert, was aber nicht lange andauerte. Sobald man mir das Geschäft näher brachte, stellte ich fest, daß mich das Thema sehr interessierte, und die Arbeit begann mir Spaß zu bereiten. Nach einem Jahr wurde ich von der Firma TECO Trans Europe Container Operators als Büroleiter für die Niederlassung in Wien abgeworben. Mit 24 Jahren übernahm ich eine große Verantwortung und mußte Menschen führen, die vorwiegend älter waren als ich. Meine nächste Station war die Reederei Evergreen, bei der Sea-Wind GmbH, wo ich leider eine negative Erfahrung machen mußte. Der Besitzer der Firma machte vorwiegend Geschäfte mit Rußland, und war von den damaligen Geschäftsregeln in diesem Land sehr geprägt, was meinen Vorstellungen von korrekten Geschäftsabläufen nicht entsprach. Das war auch der Grund für unsere Trennung, und gleichzeitig traf ich die Entscheidung mich selbständig zu machen, da ich überzeugt war, daß ich es besser machen könnte. Am 1. Jänner 1986 erfolgte dann die Gründung der Marineways Transportagentur GmbH.Wie war der Beginn? Sehr schwer, da die Kunden, die mich aus der unselbständigen Tätigkeit kannten und versprachen, daß sie meine Dienste als Selbständiger sofort in Anspruch nehmen würden, doch Mißtrauen zeigten und mir keine Aufträge geben wollten. Damit hatte ich aber gerechnet, und bei meiner Entscheidung, mich selbständig zu machen, spielte meine Frau eine große Rolle. Sie unterstützte mich und wir einigten uns, daß wir im ersten Jahr der Firma, mit ihrem Gehalt als Lehrerin auskommen können. Dieses Gefühl der Sicherheit gab mir die Kraft, über die Runden zu kommen und dann ging es auch schon aufwärts.

Zum Erfolg von Manfred E. Wiesinger

Was bedeutet für Sie Erfolg? Eine gewisse Freiheit und Unabhängigkeit. Ich bin mein eigener Chef und muß niemanden fragen, was ich zu machen habe. Als Selbständiger muß man viel mehr leisten, aber man weiß, wofür. Es ist für mich Erfolg, daß ich eine Firma besitze, die ich selbst aufgebaut habe. Ich empfinde es als Erfolg, daß wir keine Schulden haben und nie eine Fremdfinanzierung beanspruchten.Ihr Schlüssel zum Erfolg? Risikobereitschaft, vorsichtig mit finanziellen Mitteln umgehen und Ehrlichkeit gegenüber den Kunden. Mit der Zeit lernt man, daß es notwendig ist, sich von der Konkurrenz zu unterscheiden. Wir unterscheiden uns dadurch, daß wir zu unserem Wort stehen, und wenn wir bei einer Kalkulation einen Fehler machen, tragen wir die Konsequenzen selbst und belasten nicht den Kunden damit. Durch dieses Verhalten erreichten wir einen guten Ruf in der Branche, wir sind für unsere Seriosität und Zuverlässigkeit bekannt, was sich wiederum in neuen Kundenkontakten niederschlägt.Wie verarbeiten Sie Rückschläge? Obwohl mit zunehmendem Alter die Rückschläge immer mehr auf die Substanz gehen, hilft mir nach wie vor meine optimistische Lebenseinstellung dabei, sie zu verkraften.Wie führen Sie Ihre Mitarbeiter? Ich betrachte meine Mitarbeiter als Mitglied einer Mannschaft und gebe ihnen das Gefühl, daß wir im gleichen Boot sitzen. Wenn es der Firma gut geht, gibt es Prämien und zusätzliche Leistungen, wenn es aber schwieriger wird, muß man auch das gemeinsam lösen. Mir ist auf jeden Fall wichtig, meine Mitarbeiter zu unterstützen und sie menschlich zu behandeln.Welche Rolle spielt Ihre Familie? Sie ist für mich mein Ruhepol, sie gibt mir Geborgenheit. Meine Frau bringt mir immer Verständnis entgegen, unterstützt mich voll und ganz, und ist mit Sicherheit ein wichtiger Teil meines Erfolgs.Was ist für Sie im Leben wichtig? Eine sinnvolle, zufriedenstellende Tätigkeit.