Zur Karriere von Walter Steinwender

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Pflichtschule besuchte ich 1947 die erste einjährige Sonderklasse für Köche, erlernte bis 1951 den Beruf des Koches in den Hotels Carlton und Sacher und war anschließend in der Schweiz, in Schweden und als Schiffskoch tätig. In dieser Zeit konnte ich viele Feinheiten der Kochkunst erlernen. 1953 legte ich in Schweden die Küchenmeisterprüfung ab. Nebenbei besuchte ich in Uppsala und Stockholm Vorlesungen für Welthandel, Sozialwissenschaft und Diplomatie. 1956 begann ich ein Studium an der Hochschule für Welthandel in Wien, das ich erfolgreich als Diplom - Kaufmann abschloß. Neben dem Studium legte ich die Staatsprüfungen für Schwedisch und Englisch ab. In Wien war ich einige Jahre als Verwalter der japanischen Botschaft tätig. Diese Arbeit war mit zahlreichen Japanreisen verbunden. 1960 pachtete ich im Alter von 28 Jahren das Großrestaurant Zum Walfisch mit 3.280 Sitzplätzen und bis zu 139 Mitarbeitern. Im Jahr der Gartenausstellung 1966 hatte ich 500.000 Gäste und wurde von Bürgermeister Slavik mit dem goldenen Rathausmann ausgezeichnet. Seit 1969 bin ich am Neusiedler See tätig und erbaute das Seerestaurant, welches ich bis heute führe. Wir können bis zu 600 Gäste bewirten, denen wir gutbürgerliche österreichische und internationale Küche sowie Fischspezialitäten zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis bieten. Zur Zeit beschäftige ich zwischen elf und 20 Mitarbeiter. Neben dem Beruf helfe ich in meiner Freizeit Menschen in Not, vor allem in Österreich, aber auch im Ausland. Seit 1999 läuft Aktion Weißrußland - Minsk für strahlengeschädigte Kinder aus Tschernobyl. Ich spende kein Geld, sondern liefere persönlich Instrumente und Medikamente. Ich reise jeweils mit einer Delegation nach Minsk. Außerdem sammle ich gut erhaltene Kleidung und kann in einem 14-Tage-Rhythmus 80 bis 100 Bananenkartons an das Haus der Freundschaft in Minsk übergeben, das dort die Verteilung übernimmt. Darüber hinaus habe ich für verzweifelte und hilfsbedürftige Menschen eine Kummernummer eingerichtet, die 24 Stunden täglich offen ist: 02246/23 80 !

Zum Erfolg von Walter Steinwender

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet bis ins hohe Alter viel zu lernen. Auch Anerkennungen und Ehrungen bedeuten mir viel.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin stolz darauf, mit dem Lernen nie aufgehört zu haben. Ich habe das Schiffsführerpatent und den Segelflugschein erworben, obwohl ich wußte, daß ich nie Zeit haben würde, diese Dinge auch auszuüben.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich habe weitgehend auf mein Privatleben verzichtet.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Auch als Lehrling konnte ich schon mit Leistung überzeugen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es war eine gute Entscheidung, den Beruf des Kochs zu erlernen, der mich um die ganze Welt brachte. Als Gründer des burgenländischen Kochverbandes war ich auch 21Jahre lang im Vorstand des Verbandes der Köche Österreichs tätig und besuchte Kochkunst - Weltmeisterschaften von Japan bis Australien. Innerhalb von 13 Jahren konnte ich 47 Gold- und zahlreiche Silber- und Bronzemedaillen gewinnen. 1983 errang ich in Luxemburg den Weltmeistertitel für das Regionalteam Burgenland.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich bin dem Küchenchef Walter Freimann vom Hotel Kaiserhof in Bad Gastein dankbar, denn er entdeckte 1949 meine Fähigkeiten und meinen Wissensdurst und reichte mich an die richtigen Stellen im Ausland weiter.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich besitze zahlreiche Auszeichnungen und Diplome, die alle im Seerestaurant in Breitenbrunn hängen und dort zu besichtigen sind.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Man müßte die Jugend besser über Berufe und Möglichkeiten in der Gastronomiebranche informieren. Auf der ganzen Welt werden österreichische Küchenchefs beschäftigt, denen ein Vermögen als Honorar bezahlt wird.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne gute Mitarbeiter ist Erfolg nicht möglich.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Sauberkeit ist mir ganz wichtig, sie müssen aber auch zu mir passen, lernbereit und nett zu den Gästen sein.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere sie durch unser familiäres Klima.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich denke, daß alle Mitarbeiter mit mir zufrieden sind.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere Stärken sind Freundlichkeit, gute Küche, und erlesene Weine aus Breitenbrunn, aber auch die Temperatur der Getränke.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich verhalte mich sehr loyal und versuche zu helfen, wenn jemand etwas braucht.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist mir bisher noch nie gut gelungen, denn meine Freizeit gehört den armen und in Not geratenen Mitmenschen. Alle zwei Wochen fahre ich den Caritas - Ausspeisungsbussen von 20 Uhr bis zwei Uhr früh hinterher und verteile an insgesamt zwölf Stationen Sackerl mit Lebensmitteln wie Knackwurst, Brot, eine Dose Bier und Obst. Ich finanziere diese Pakete zum Teil selbst, zum Teil durch Spenden, denn ich veranstalte im Sommer regelmäßig Tombolas am See. In diesem Jahr unterstützt uns der Juwelier Forstinger aus der Wiener Taborstraße sehr.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich wollte immer einen Doktortitel der Sozialwissenschaften erlangen. Vielleicht läßt mein Gesundheitszustand zu, im Alter von 70 Jahren noch einmal neu zu beginnen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Jungen Menschen kann ich nur empfehlen, den Kochberuf zu erlernen. Dies ist eine einzigartige Chance, sich kostenlos die ganze Welt anzusehen und dabei noch viel Geld zu verdienen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Für mich brauche ich nichts mehr zu erreichen. Ich will nur noch anderen helfen. Ein Ziel ist auch, die Jugend über Möglichkeiten des Kochberufes zu informieren.
Ihr Lebensmotto?
Sparen! Ich rauche nicht, spiele nicht und trinke auch nicht übermäßig.