Zur Karriere von Gerhard Richter

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich absolvierte die Matura in Wien und begann danach mit dem Studium der Rechtswissenschaften. Nach einiger Zeit übersiedelte ich nach Salzburg, wo ich das Studium vorerst weiterführte, 1979 jedoch nach dem zweiten Abschnitt abbrach. Mein Vater war selbst Anwalt und hatte mich als Nachfolger vorgesehen, ich entschied mich aber dagegen. 1981 kehrte ich nach Wien zurück - und dann ging alles sehr schnell: ich kam am Montag nach Wien, am Dienstag stellte ich mich bei einer gewerblichen Hausverwaltung im 17. Bezirk vor und am Mittwoch begann ich dort zu arbeiten, obwohl ich beim Einstellungsgespräch betont hatte, daß ich keine Ahnung von diesem Geschäft hätte. Da der Besitzer dieser Hausverwaltung schon kurz vor der Pensionierung stand, wollte er das Unternehmen an einen Nachfolger weitergeben, wofür ich vorgesehen war. Nach ca. sechs Jahren wollten wir die Übergabe durchführen, wir hatten die Bedingungen schon besprochen und uns geeinigt, aber als es zur Unterschrift kommen sollte, änderte aber der Inhaber seine Meinung und wollte entgegen aller Vereinbarungen das Geld sofort - bar auf die Hand - haben. Durch diesen Wortbruch enttäuscht, stand ich auf und ging. Danach begann ich bei einem Anwalt zu arbeiten, der nebenbei noch eine Hausverwaltung übernommen hatte. Dort wurde mir sehr rasch bewußt, daß diese beiden Bereiche nicht vereinbar sind. 1991 erhielt ich das Angebot von Neusiedler, die Geschäftsführung zu übernehmen. Die Verantwortlichen kannten mich von früher und wußten von meinen Fähigkeiten. Ich entschloß mich sofort, diese Position anzunehmen und zum Glück stellte sich diese Entscheidung als richtige heraus. Ich bin darüber hinaus als Gesellschafter einer Treuhandgesellschaft tätig, die sich mit der Verwaltung von Häusern einzelner Hausinhabern beschäftigt.

Zum Erfolg von Gerhard Richter

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg für mich die Anerkennung meiner Leistungen durch andere.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin zufrieden mit meinem Werdegang.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin ehrlich und sage das, was ich gerade denke, ohne Beschönigungen gerade heraus. Dadurch versperrt man sich vielleicht einige Wege, aber von den Mitmenschen, die an diese Offenheit gewöhnt sind, wird sie anerkannt. Ich bin auch ein sehr ruhiger, vielleicht zu sehr in sich gekehrter Charakter.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
In meiner Jugend beeinflußte mich mein Vater, der ein Patriarch war und als Anwalt hohen Gerechtigkeitssinn bewies.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre Anerkennung von Seiten der Kunden, die sich manchmal bei mir bedanken.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Den Erfolg unseres Unternehmens kann man nur als Erfolg des ganzen Teams sehen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wichtig sind für mich gutes Auftreten, Höflichkeit und Interesse an der jeweiligen Tätigkeit.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Neusiedler ist eine gemeinnützige Bau- Wohnung- und Siedlungsgenossenschaft, die 1950 gegründet wurde, um den deutschsprachigen vertriebenen Emigranten, die sich in Österreich ansiedeln wollen, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Genossenschaft wurde in einer Baracke in Salzburg mit Hilfe der evangelischen Kirche gegründet. Im Vordergrund stehen der soziale Gedanke und die Gemeinnützigkeit. Wir agieren nicht gewinnorientiert, sondern legen Wert auf die Dienstleistung und das persönliche Engagement vor Ort. Das ist schwierig, da wir Wohnungen in ganz Österreich mit nur sieben Mitarbeitern betreuen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Je älter man wird, desto schwieriger wird es, Beruf und Privatleben miteinander zu vereinbaren. Früher habe ich gewisse Entscheidungen vielleicht aus Unkenntnis oder zu wenig Erfahrung zu schnell getroffen. Heute brauche ich viel länger für Entscheidungen, weil ich durch meine Erfahrung auch die negativen Seiten betrachte und mir überlege, was passieren könnte.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Anfangs ging ich durch eine schwere Schule, aber ich habe alles, was ich für diese Branche brauche, nebenbei gelernt. In Verbindung mit der Praxis erlernt man das Notwendige auch leichter: ich legte alle Befähigungsprüfungen in Abendkursen neben der normalen Arbeitszeit ab. Im Gegensatz zu einem trockenen Studium fiel mir diese Form der Fortbildung aber leicht, weil ich praktisches und anwendbares Wissen sammeln konnte.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
In der Jugend soll man sich nicht von dem Weg, den man eingeschlagen hat, abbringen lassen. Man soll versuchen, sich so viel Wissen wie möglich anzueignen, aber sich nicht in einen Bereich versteifen, sondern nach allen Seiten offen sein. Man soll alles ausnützen und annehmen, was einem geboten wird.