Zur Karriere von Georg Schneider

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach vier Jahren Volksschule und vier Jahren AHS wußte ich nur, daß ich nicht studieren wollte und wählte zunächst einen berufsbildenden Zweig. Aus mir heute unerfindlichen Gründen entschied ich mich für eine HAK, wo ich es nicht ganz zwei Jahre aushielt, weil diese Ausbildung überhaupt nicht meinen Neigungen entsprach. In der Folge bekam ich die Möglichkeit, in einem Verlag zu arbeiten, den ich in späterer Folge einmal übernehmen hätte können. Ich war dort zwei Jahre tätig und lernte alles Nötige von der Pike auf, doch diese Tätigkeit wurde mir bald zu langweilig. So zog ich nach Wien, legte die Studienbefähigungsprüfung ab und begann das Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie Anglistik, das ich mir mit diversen Nebenjobs finanzierte. In der Zwischenzeit leistete ich den Zivildienst ab und wollte anschließend doch wieder ins Berufsleben zurückkehren. Eher durch Zufall ergriff ich die Chance, im Bereich Grafik tätig zu werden und arbeitete an einer Schulpublikation mit. Dieser Job war der erste, der mir wirklich Spaß machte und gerade in dem Moment, als ich mir die Frage stellte, ob ich diesen Beruf nun wirklich ernsthaft betreiben wollte, entstand die Geschäftsidee, gemeinsam mit Bekannten dieses Unternehmen zu gründen. Zu diesem Zeitpunkt machte mich ein Bekannter darauf aufmerksam, daß eine Videothek geschlossen wurde – ich solle doch einmal nachschauen, ob es dort Filme geben würde, die mich interessierten. Dort erfuhr ich, daß die Besitzer einen Käufer für sämtliche Videos suchten und entschloß mich noch am Heimweg, den gesamten Bestand von mehr als 2.500 Videos selbst zu übernehmen. Gemeinsam mit einem dritten Partner entschlossen wir uns binnen drei Tagen, die Herausforderung anzunehmen und den Schritt zu wagen, suchten uns ein Geschäftslokal und eröffneten unsere Firma Alphaville nach neun Monaten. Wir bieten sämtliche Filme in der Originalversion, weil uns von Beginn an klar war, daß wir uns nur so von der Konkurrenz abheben würden und weil es uns wichtig war, Leute dazu zu motivieren, sich die Originalfassung anzusehen. Heute beschäftigen wir drei bis vier Mitarbeiter.

Zum Erfolg von Georg Schneider

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich ganz einfach, am Abend schlafen zu gehen und mir sagen zu können, daß mein Tag ein guter war, bzw. am nächsten Morgen aufzuwachen und mich auf meine Arbeit zu freuen. Erfolg hat für mich weniger mit Umsatzzahlen oder Machtansprüchen zu tun als mit allgemeiner Zufriedenheit, obwohl finanzielle Sicherheit selbstverständlich wichtig ist.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Verhältnis zu früher sehe ich mich als sehr erfolgreich, im Vergleich mit anderen Menschen sehe ich mich eher als glücklich und zufrieden, nicht so sehr als erfolgreich. Unternehmerisch gesehen sind wir definitiv erfolgreich, weil das Geschäft seit mittlerweile fünf Jahren existiert und von Jahr zu Jahr noch bessere Zahlen schreibt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Glück, oder das richtige Zusammenspiel der richtigen Kräfte zur richtigen Zeit. Wir haben in vielen Bereichen die richtigen Dinge getan und die richtigen Entscheidungen getroffen, wobei es uns natürlich nicht erspart blieb, Fehler zu machen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Eine originelle Imitation ist wahrscheinlich am erfolgversprechendsten. Wer originell imitiert, wird sofort verstanden.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Zukunft unserer Branche ist gefährdet, weil das Medium Film in naher oder ferner Zukunft wahrscheinlich als veraltet gelten und irgendwann einmal nicht mehr existieren wird; es ist ein sterbendes Medium, dem ich noch einen Zeitraum von rund fünf Jahren – wenn überhaupt – gebe. Für unsere Branche stellt sich die Frage, ob so etwas wie Videotheken in Zukunft überhaupt noch bestehen kann und in welcher Form.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Mein Partner und ich verfügen über großes Fachwissen im Bereich Film und erwarten dieses grundsätzlich auch von unseren Mitarbeitern, obwohl uns klar ist, daß solche Menschen sich weigern, in einer Videothek zu arbeiten - hochqualifizierte Fachkräfte haben in einem Aushilfsjob generell nichts verloren. Dennoch gelang es uns, Mitarbeiter zu finden, die unsere Kriterien erfüllen. Es sind vorwiegend Menschen, die noch in der Ausbildung stehen, viel wissen und trotzdem gern hier arbeiten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Es war bisher selten notwendig, Mitarbeiter wirklich zu motivieren, da jeder, der hier arbeitet, das Konzept von Alphaville schätzt und somit von sich aus motiviert ist.