Zur Karriere von Gerlinde Hartung

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Mittleren Reife 1954 in Ochsenfurt sollte ich eine kaufmännische Lehre machen. Ich trat dann in das Büro der Tanzschule Hartung ein, die seit vier Jahren in Würzburg existierte. Leiter war mein späterer Ehemann Walter. Er war bis zur Vertreibung Tanzlehrer in Prag und baute sich nach dem Krieg eine neue Existenz in Würzburg auf. Die Tätigkeit in dieser Tanzschule war für mich ideal. Da ich schon vorher gerne getanzt hatte, machte ich neben der Bürotätigkeit eine Tanzlehrerausbildung. 1960 bestand ich die Prüfung. 1964 heiratete ich Walter Hartung und 1966 kam unsere Tochter Kristina zur Welt. Wir bauten gemeinsam die Tanzschule zu ihrer heutigen Bedeutung aus. Seit dem Tod meines Mannes 1984 leite ich die Tanzschule alleine. 1997 gründete ich eine GbR mit meiner Tochter und unserem langjährigen Tanzlehrer Horst Reinhardt.

Zum Erfolg von Gerlinde Hartung

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich denke, es bedeutet, das zu erreichen, was ich mir vorgenommen habe. Das ist für mich Selbständigkeit und Eigenständigkeit. Tanzen ist für mich mehr als Erfolg: Es ist mein Leben. Allerdings hat sich im Laufe meines Lebens meine Vorstellung vom Erfolg etwas gewandelt. Heute bin ich nicht mehr so leicht bereit, Risiken einzugehen. Ich setze mehr auf Sicherheit. Diese im beruflichen und privaten Bereich zu besitzen, betrachte ich als Erfolg. Auch sehe ich mich als erfolgreich, weil es mir gelungen ist, das Lebenswerk meines Mannes zu erhalten und erfolgreich fortzuführen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Talent war sehr wichtig. Zunächst war ich nur Bürokraft. Dann allerdings wurde ich schnell unentbehrlich. Ich habe nicht nur im Büro gearbeitet, sondern mich auch für die Tanzkurse interessiert. Dabei stellte mein Chef sehr schnell fest, daß ich besonderes Talent für den Tanz hatte. Wichtig war auch die Ausdauer. In der Aufbauphase hatten wir ja sehr viele Schulden abzuzahlen. Wir mußten also Tag und Nacht arbeiten. Wir haben sehr hart gekämpft und hatten Durchhaltevermögen. Auch das Glück stand auf unserer Seite. Nach dem Krieg gab es noch nicht so viele Freizeitmöglichkeiten wie heute. Daß wir heute immer noch gut dastehen, verdanken wir aber vor allem harter Arbeit. Ich hatte einen 16 Stunden Tag. Wir haben jeden Pfennig in den Aufbau gesteckt. Und auch die Fähigkeit, uns den Gegebenheiten anzupassen war wichtig. Wir sind ständig am Ball geblieben. Wir hatten eine Disko in den Zeiten in denen es “in” war. Ich besuchte Seminare um immer am Puls der Zeit zu bleiben. Allerdings war mir auch immer wichtig, die Tradition zu erhalten. Ich glaube dieser Ausgleich zwischen Fortschritt und Tradition macht meinen Erfolg aus. Wir haben nicht auf Biegen und Brechen versucht, den Erfolg im Zeitgeist zu finden. Am wichtigsten aber war mir meine Selbständigkeit. Gezeigt hat sich das vor allem nach dem Tod meines Mannes. Ich wollte unabhängig bleiben und nicht aufgeben. Deshalb mache ich am liebsten alles selber und zwar sofort.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ja. Mein Mann. Er hatte eine Gabe zu wissen, was die Schule gerade voran bringt. Er hatte die Ideen und ich habe sie ausgeführt. Als er dann starb, mußte ich mich in alles erst einarbeiten.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Tanzschule ist nur so gut wie es ihre Mitarbeiter sind. Ich alleine kann nicht erfolgreich sein. Ich bin nicht allein die Tanzschule. Mein Slogan war und ist: “Wir sind die Tanzschule”. Außerdem förderte ich die Fähigkeiten jedes Tanzlehrers. Jeder ist hervorragend in seinem Tanzbereich.