Zur Karriere von Andrea Feldbacher

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Unser Familienbetrieb, das Hotel Jäger, wurde von meinem Urgroßvater im Jahre 1911 gegründet und ich führe es nunmehr in vierter Generation. Bereits als Kind verbrachte ich viel Zeit im Hotel, so wie meine Tochter jetzt, und wuchs mit der Firma auf, wodurch eine starke Bindung entstand. Meine Mutter wollte, daß ich Handelswissenschaften studiere, weil sie seinerzeit ebenfalls dieses Fach gewählt, das Studium jedoch nicht vollendet hatte, meine Entscheidung fiel jedoch auf Kunstgeschichte und Französisch. Zur Kunst brachte mich ebenfalls meine Mutter, die sehr kunstinteressiert ist und mit mir von einem Museum zum anderen ging und französisch war meine sprachliche Leidenschaft. Vor der letzten Prüfung fragte mich die Professorin, ob ich Interesse hätte, die Karenzvertretung für eine Assistentin am Institut für Romanistik zu übernehmen. So hatte ich mit meinem Titel sofort einen Job gefunden. Meine Eltern waren einerseits mit Stolz erfüllt, gerieten aber andererseits in Panik, weil ich als einziges Kind für die Weiterführung des Hotels bestimmt war. Nach einem Jahr kehrte ich zurück und erfüllte von 1991 bis 1992 die Funktion der Direktorin unseres Hotels. In der Folge begann ich an meiner Dissertation zu arbeiten, die ich mit viel Einsatz und eiserner Disziplin binnen eines halben Jahres fertigstellte. Danach bekam ich die Chance, weitere zwei Jahre an der Universität zu arbeiten und in dieser Zeit wurde meine Dissertation veröffentlicht. Als ich mich schließlich entscheiden mußte, fiel mein Entschluß zugunsten unseres Unternehmens, was für meine Mutter eine große Erleichterung war. Nach dem Karenzurlaub begann ich wieder im Hotel zu arbeiten und nach der Pensionierung meiner Mutter im Jahre 2000 übernahm ich die Geschäftsführung. Mir war es wichtig, die Traditionen zu bewahren und gleichzeitig mit der Zeit zu gehen. Ich stellte viele Abläufe auf EDV um und kreierte selbst unsere Homepage, um Buchungen über das Internet zu intensivieren. Heute führe ich das Haus, das zu den Best Western Hotels gehört, mit neun Mitarbeitern.

Zum Erfolg von Andrea Feldbacher

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg drückt sich für mich in der positiven Resonanz der Gäste über den Aufenthalt in unserem Hotel, in der Auslastung sowie in den Umsatzzahlen aus. Ich fühle mich auch dann erfolgreich, wenn ich es schaffe, Beruf und Privatleben zu vereinbaren und kein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Kind haben muß.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Zeitweise fehlt mir die Zeit für mich und für meine Familie, was mich auf den Gedanken bringt, ob es nicht vernünftiger wäre, mich auf den Haushalt und meine Familie zu konzentrieren, aber ich weiß, daß ich ohne berufliche Aufgabe nicht glücklich sein kann.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
In erster Linie war mein Elternhaus wesentlich für meinen Erfolg, weil ich Werte übernahm und eine sehr gute Erziehung genoß. Wichtig sind weiters meine Ausbildung und nicht zuletzt persönlicher Ehrgeiz.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Im Gegenteil, in der Hotelleriebranche sind Frauen sehr stark vertreten und ich bin überzeugt, daß eine Frau mehr Gespür dafür hat, ein Ambiente zu schaffen, in dem sich der Gast wohlfühlt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich fühlte mich schon in der Schule erfolgreich, wenn ich mit guten Noten stolz nach Haus kam.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Entscheidung, mich den Best Western Hotels anzuschließen, erwies sich als Weg in die richtige Richtung, weil man als Einzelkämpfer heutzutage wenig Überlebenschancen hat, und es von Bedeutung ist, sich in internationale Strukturen zu integrieren.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich plädiere für Inspiration. Es ist legitim, gute Ideen zu übernehmen. Jeder Hotelier sammelt während des Urlaubs selbst Erfahrungen und es ist angebracht, sich das Positive zu merken und das Negative zu vergessen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
In erster Linie prägte mich die Familientradition. Ich betrachte das Haus als Teil meiner selbst und spüre den persönlichen Ehrgeiz, es weiterzuführen. Meine Identifikation mit dem Beruf schafft die Begeisterung, die sich auf die Gäste überträgt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die schönste Anerkennung ist für mich die Zufriedenheit unserer Gäste, von denen sehr viele Stammkunden sind. Mir ist in Erinnerung geblieben, wie sich ein Stammgast sehr gerührt bei mir über jahrelange Gastfreundschaft bedankte, was mich immer wieder in der Richtigkeit meiner Linie bestätigt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir pflegen persönlichen Kontakt zu unseren Gästen und bieten individuelle Betreuung. Bei uns ist der Gast keine „Nummer“, sondern eine Persönlichkeit und wir sind bestrebt, alles zu seinem Wohlbefinden beizutragen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Derzeit bauen wir das Haus um und ich wünsche mir eine gute Saison, um die ausufernden Kosten einzubringen.

Kindheit und Jugend bei Valery Larbaud, Peter Lang Verlag 1995