Zur Karriere von Sigrid Leutgeb

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Pflichtschule besuchte ich die Höhere Bildungslehranstalt für wirtschaftliche Berufe. Anschließend studierte ich Betriebswirtschaft mit Spezialisierung auf Versicherungsbetriebslehre und Genossenschaftswesen mit dem Wahlfach Arbeitsrecht in Wien. Schon während des Studiums arbeitete ich in einem großen amerikanischen Konzern, Hewlett-Packard, wo ich anfangs als Ferialpraktikantin und später in der Personalabteilung tätig war. Nach Beendigung des Studiums wechselte ich zu Salamander, wo ich als Assistentin des kaufmännischen Leiters begann. Dort existierte keine Personalabteilung, das Personalwesen war an die Finanzabteilung angeschlossen. Ich übernahm immer mehr Personalagenden, anfangs die Administration und das Rekruiting, später auch die Personalentwicklung. Dann kam es zu einem Geschäftsführerwechsel, der zugleich auch ein Generationenwechsel war. Der neue Chef trat mit der Aufgabe an mich heran, eine Personalabteilung aufzubauen. Diese Aufgabe übernahm ich 1998, dabei wurde ich von der Geschäftsführung sehr gefördert. Als ich mich im Jahr 2000 verändern wollte und danach strebte, international zu arbeiten, wurde mir diese Position von Wyeth Whitehall angeboten. Nun bin ich für ca. 163 Mitarbeiter in Österreich, Tschechien und der Slowakei zuständig und in interessante, internationale Projekte involviert.

Zum Erfolg von Sigrid Leutgeb

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wirklich erfolgreiche Menschen haben Spaß im privaten, wie auch im beruflichen Bereich. Ich denke, daß der private Bereich als Ausgleich zum Berufsleben wichtig ist. Das Berufsleben ist härter geworden, die Anforderungen sind enorm und daher ist es wichtig, abschalten zu können. Eine Balance zwischen Beruf und Privatleben herzustellen, macht für mich den Erfolg aus.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Es wird immer erfolgreichere Menschen geben, aber im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich. Ich habe seit meinem Studium erreicht, was ich mir in dieser Zeit vorgestellt habe.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wichtig ist mein Kommunikationstalent. ich arbeite gerne mit Menschen zusammen und gehen offen auf die Leute zu. Ein großer Teil meines Erfolges basiert auf Durchsetzungskraft, Zielstrebigkeit, Überzeugungskraft und Argumentationsfähigkeit.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Meist bin ich mit Spaß bei der Sache, weil meine Arbeit spannend ist. Ich würde mich ohne Herausforderungen langweilen, und wenn ich mich nicht mehr herausgefordert fühle, suche ich mir in Form von Projekten oder einem Jobwechsel etwas Neues.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich hatte durchaus Probleme, die von meinen typischen, weiblichen Eigenschaften determiniert waren, wie beispielsweise beim Delegieren. Als Frau macht man vieles lieber selbst und sitzt eher länger im Büro, anstatt Verantwortung zu übertragen. Ich mußte erst lernen, meinen Mitarbeitern mehr zuzutrauen. Ich wurde aber nie von außen oder von männlichen Kollegen blockiert, sondern schuf mir die Blockaden selbst. Die Bereich Human Resources und Marketing sind frauendominiert, weil sich gerade der Bereich Human Resources in den letzten Jahren sehr verändert hat. Früher war die Personalabteilung eher administrativ und arbeitsrechtlich, da waren Juristen gefragt, heute sind eher Softskills von Bedeutung, die den Frauen eher in die Wiege gelegt wurden. Auch der Bereich Marketing hat sich verändert, da er Kommunikationsfähigkeit, Kreativität und das Eingehen auf den Kunden voraussetzt, und das sind Eigenschaften, die Frauen eher an den Tag legen. Heute wissen viele Unternehmer, daß sie davon absolut profitieren können.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Eltern waren insofern sehr prägend für mich, als sie mich bei der Wahl des Studiums beeinflußten, indem sie mich zur vernünftigen Entscheidung zum Wirtschaftsstudium motivierten, obwohl ich ein Musikstudium anstrebte.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
In erster Linie ist sicher die fachliche Komponente wichtig, obwohl sie nicht ausschlaggebend ist. Wir haben sehr verschiedene Positionen, in denen verschiedenste Persönlichkeitsfaktoren gefragt sind. Dementsprechend werden auch die Mitarbeiter ausgewählt. Wenn man aber nicht auf Teamfähigkeit achtet, kommt es schnell zu Konfliktsituationen und Unzufriedenheit. Die Chemie muß stimmen und der erste Eindruck ist selten der falsche.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Vereinbarung dieser Bereiche funktioniert nur mit Disziplin - wenn ich am Abend das Büro verlasse, muß ich akzeptieren, daß gelegentlich Arbeit liegen bleibt. Ich mußte erst lernen, loszulassen und zu akzeptieren, daß es morgen weitergeht.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man soll sich eine gewisse Flexibilität erhalten und nicht alles strikt planen. Wer man flexibel ist, übersieht die vielen Überraschungen, die bereitstehen, um einen weiterzubringen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine unmittelbaren Ziele bestehen darin, die Projekte, die ich mir vorgenommen habe, zu verwirklichen und umzusetzen, weil ich mich dadurch weiterentwickeln kann. Weitere Ziele sind die Verbreiterung meines Wissens und die Weiterentwicklung meiner Persönlichkeit. Außerdem würde ich gerne eine Zeitlang in der Konzernmutter in Amerika verbringen, um internationale Erfahrung zu sammeln.