Zur Karriere von Astrid Kramny

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß des Mozart-Gymnasiums in Würzburg studierte ich von 1986 bis 1992 Betriebswirtschaftslehre an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. Meine Diplomarbeit verfaßte ich im Rahmen eines Praktikums bei der Siemens AG (im Bereich Energieerzeugung in Erlangen). Siemens kaufte mir meine Diplomarbeit in der Folge ab. Schon während meines Studiums war ich in der Süd-Lotto Bezirksstelle, die bereits von meinem Großvater und in der Folge von meinem Vater geführt wurde, tätig, wo ich Vertriebsorganisation, Betreuung der Annahmestellen und Schulungen übernahm. Nach Abschluß meines Studiums wollte ich ursprünglich weitere Unternehmen kennenlernen, ehe ich in das väterliche Unternehmen eintrat, da aber mein Vater plötzlich verstarb, mußte ich den Betrieb sofort übernehmen. Nach einer durchaus harten Anfangszeit, in der ich mir die Zusammenhänge aneignete, wurde ich 1994 Geschäftsführerin der Süd-Lotto Bezirksstelle in Würzburg. Weiters bin ich seit 1996 Inhaberin der Lottoannahmestelle und seit 1998 Bezirksstellenleiterin der Staatlichen Lotterieverwaltung in München. Heute beschäftige ich zehn Mitarbeiter.

Zum Erfolg von Astrid Kramny

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich persönlich, die Akzeptanz meiner Mitarbeiter und der Betreiber der Annahmestellen zu erlangen, für die ich zuständig bin. Es ist mir sehr wichtig, daß man auf mein Urteil vertraut und meinen Rat sucht; daß man mich schätzt und mir vertraut.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Im Sinne meiner Definition sehe ich mich durchaus als erfolgreich, weil ich mit meiner Tätigkeit sehr zufrieden bin.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend für meinen Erfolg war meine Person, wie man mir immer wieder versichert. Mein Umgang mit den Betreibern der Annahmestellen, die ich als gleichberechtigte Partner sehe, wird sehr geschätzt.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich nehme jede Herausforderung an; es gibt keine Aufgaben, die ich von vornherein ablehnen würde, weil sie mir zu schwierig erscheint. Ich bin ein Mensch, der alles ausprobiert und Probleme sofort löst, weil ich eine sehr positive Einstellung habe. Ich denke, daß es mir gelingt, diese Einstellung auch auf meine Mitarbeiter zu übertragen.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich bin in einer Männerdomäne tätig, es gibt nur drei Bezirksstellenleiterinnen, aber es wird mir immer wieder bescheinigt, daß ich meine Sache gut mache. Zu Beginn meiner Tätigkeit war es für mich beileibe nicht einfach, mich zu beweisen, weil viele „alteingesessene“ Partner sich durch eine Dreißigjährige, die plötzlich Veränderungen bzw. Verbesserungen umsetzen wollte, brüskiert fühlten. Die Kombination aus den Faktoren „jung“ und „Frau“ machte es mir am Anfang nicht gerade leichter. In der Zwischenzeit erhalte ich aber sehr positives Feedback, das mich in meinem persönlichen Erfolg bestätigt.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Ich denke, daß erst eine gute Mischung aus beiden Faktoren den Erfolg bedingt. Ich muß sowohl auf bestehende Strukturen zurückgreifen als auch offen für Verbesserungen sein. Grundsätzlich verlasse ich mich aber auf Abläufe, die seit Jahren funktionieren.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Eine wichtige Form der Anerkennung meiner Person und meiner Arbeit erfuhr ich, als man mir die Bezirksleitung übertrug.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen eine wichtige Rolle, weil es immer auch darauf ankommt, wer hinter der Theke steht. Ich muß mich auf meine Mitarbeiter voll verlassen können, weil es letztlich um meine Lizenz geht, wenn die Kasse nicht stimmt.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich entscheide mich nach dem Auftreten, nach einem einigermaßen gepflegten Äußeren und nach Erfahrung im Verkauf bzw. Vertrieb. Das Lottogeschäft ist diffizil, weil das Produkt, das wir verkaufen, nicht lebensnotwendig ist. Ein guter Verkäufer schafft es, dem Kunden dieses Produkt schmackhaft zu machen: unser Geschäft erfordert weitaus mehr als die Fähigkeit, hinter der Kassa zu stehen und zu kassieren, daher kann ich keine Anfänger einstellen. Da wir viele ältere Kunden haben, ist auch die Vertrauenswürdigkeit ein wesentlicher Faktor, teilweise fungieren wir auch als Seelentröster, also müssen unsere Mitarbeiter auch in einem Alter sein, in dem sie mit unserer Klientel kommunizieren können.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich versuche ein sehr angenehmes Arbeitsklima zu schaffen und gewähre meinen Mitarbeitern gewisse Freiheiten. Wer schnell etwas essen, oder einkaufen muß, kann das in der Arbeitszeit erledigen, wenn gerade nichts los ist. Ich bin auf meine Mitarbeiter angewiesen und möchte daher, daß sie sich wohl fühlen.