Zur Karriere von Michele Bortolotti

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Meine Eltern kamen 1970 nach Österreich, wo sie einen Eissalon übernahmen. Die ersten vier Jahre hatten wir 100 Meter von hier entfernt ein Kellerlokal, dann übernahmen wir dieses Geschäft, das wir ausbauen. Mein Bruder und ich verbrachten die Schulzeit im Internat in Italien, in den Sommerferien kamen wir immer nach Wien, und durften hier mithelfen. Sobald ich als 14-jähriger mit der Schule fertig war, durfte ich hierbleiben und im Geschäft mitarbeiten. Als ich 20 Jahre alt war, kehrten unsere Eltern nach Italien zurück und mein Bruder und ich übernahmen das Geschäft. Acht Jahre später heiratete mein Bruder, damit war einer zuviel im Geschäft. Ich ließ mich von meinem Bruder ablösen und zog nach Vorarlberg, um in Dornbirn einen Eissalon zu eröffnen, wo ich insgesamt sieben Jahre verbrachte. Dann bekam die Frau meines Bruders ein Kind, worauf sie sich nach Italien zurückzogen und dort einen Eissalon eröffneten. Ich übernahm vor drei Jahren wieder diesen Standort, baute ihn um und vergrößerte ihn. Den Eissalon in Dornbirn verkaufte ich vor einem Jahr wieder, weil ich aufgrund der großen Distanz nicht beide gleichzeitig führen konnte.

Zum Erfolg von Michele Bortolotti

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich, wenn akzeptiert und anerkannt wird, was ich geschaffen und erreicht habe. In dieser Branche ist es wichtig, einen guten Ruf zu haben, aber reich wird man nicht.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin zufrieden mit allem und hoffe, daß es so bleibt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein Salon existiert an diesem Standort seit 30 Jahren, und weil Kaisermühlen Dorfcharakter hat, fühle ich mich hier wohl. Die Leute kennen uns, und da das Bad in der Nähe ist, müssen die Leute an unserm Eissalon vorbei gehen. 70 Prozent unseres Erfolges liegen aber sicherlich in unseren Produkten, denn ich achte darauf, daß ich sie immer verbessere, aber bei meiner Linie bleibe. Die Rezepte lernte ich schon von meinen Eltern und durch meine langjährige Erfahrung finde ich immer Möglichkeiten für Verbesserungen. Ich spare auch niemals beim Produkt, denn ich halte es für wichtig, ein qualitativ hochwertiges Produkt anzubieten. Deshalb schaue ich bei den Rohstoffen auch nicht auf die Preise, sondern versuche immer das Beste zu verwenden. Außerdem investiere ich das Geld, das ich verdiene, wieder ins Geschäft, denn es ist wichtig, stets auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Mein Tagesablauf ist organisiert, daß ich um acht Uhr beginne und um 23 Uhr zusperre, anschließend muß ich noch die Kassa und die Buchhaltung machen, dann ist es Mitternacht, bis ich ins Bett komme. Das geht acht Monate lang so, dann habe ich vier Monate Urlaub, die ich in Italien verbringe.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich arbeite mit dem Personal zusammen und zeige meinen Mitarbeitern, daß ich zu ihnen gehöre und mit ihnen gemeinsam arbeite. Es gibt eine Personalwohnung, wo Mitarbeiter aus Italien wohnen, hier leben und essen wir gemeinsam, wie eine Familie. Deshalb habe ich auch Mitarbeiter, die schon seit vielen Jahren bei mir arbeiten. Ich lege Wert darauf, daß im Eissalon eine freundliche Atmosphäre herrscht. Dafür ist es wichtig, daß genug Personal da ist, das auch Zeit hat, mit den Kunden zu reden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man soll immer das machen, was einem Freude macht, denn wenn man auf Geld aus ist, bekommt man es nicht. Wenn man an dem, was man macht, Freude hat, macht man es gut, und die Belohnung ergibt sich automatisch. Jeder muß das tun, wo seine Talente sind, und daran glauben. Sollte sich jemand im Gastgewerbe selbständig machen, ist es bei der Wahl des Standortes wichtig, einen gut frequentierten zu suchen, denn da hat man die größten Chancen auf ein garantiertes Einkommen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein nächstes Ziel ist, im Oktober zu heiraten - dann gibt es einen zweiten Kopf, der mein Leben mitgestaltet.