Zur Karriere von Christian Leiss

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte eine AHS und beschäftigte mich schon als Schüler mit Videotechnik - so intensiv, daß ich mich mit meinem Know-how bei meinen Lehrern als Spezialist im Medienbereich profilieren konnte. Obwohl ich als ausgesprochen begabt galt, zog ich selbst diesen Bereich als möglichen Beruf zu Beginn nicht in Betracht. Ich informierte mich zwar über verschiedene weiterführende Ausbildungsstätten, darunter die Filmakademie, hatte aber nicht das Gefühl, daß mir dort jenes Wissen geboten würde, das ich benötigte. In der Folge absolvierte ich auf Anraten des BFI ein technisches Kolleg, wo ich feststellen mußte, wie wichtig gute Lehrer sind, denn während ich in der Mittelschule nicht gerade durch gute Noten geglänzt hatte, maturierte ich schließlich mit gutem Erfolg. Anschließend trat ich auf Empfehlung eines ehemaligen Schulkollegen in das Videowerk von Philips ein, wurde nach einem Jahr zum Gruppenleiter befördert und konnte rasch Karriere machen, obwohl ich zunächst nicht vorgehabt hatte, dort lange zu arbeiten - meine Intention bestand darin, mir Know-how anzueignen, aber man ließ mich nicht gehen. Nach fünf Jahren wurde mir der bürokratische Aufwand endgültig zuviel; anstatt mich mit interessanten Tätigkeiten beschäftigen zu können, erstickte ich an einem wachsenden Berg an Formularen. In der Folge leistete ich den Zivildienst ab, ehe ich mich auf Eigeninitiative bei Österreichs größter Firma für Videotechnik, Schnitt und Effekte bewarb, die mich auch einstellte. Dort konnte ich mich hocharbeiten, während ich mich parallel dazu auch privat permanent mit Videofilmen und -schnitt beschäftigte. Mein Einsatz und Lernwille wurden honoriert, aber ich war immer weniger mit dem Managementkurs einverstanden und schied schließlich aus der Firma aus, um ein Jahr als freier Cutter für verschiedene Fernsehdokumentationen und Produktionen, unter anderem Die kranken Schwestern zu arbeiten und an der Meisterklasse für Film zu unterrichten. Als das Unternehmen, in dem ich zuvor tätig gewesen war, in Konkurs ging, kaufte ich, unterstützt von den Betreibern, die Konkursmasse und gründete 1997 meine eigene Firma, zusätzlich begann ich mit meiner Unterrichtstätigkeit an der Filmakademie und an der SAE. Die Christian Leiss GmbH beschäftigt sich mit Videonachbearbeitung, insbesondere Digitalisierung, MAZ-Überspielungen, Videoprinting, Bearbeitung von Werbespots, Transcodierungen, 3D-Animation, Tonaufspielungen und Erstellung von DVDs, etc. Zu unserem Kundenkreis zählen der ORF und verschiedene Unternehmen, darunter Milka, Red Bull und Schärdinger, in erster Linie in Österreich, aber auch in Deutschland und der Slowakei. Heute beschäftige ich fünf Mitarbeiter.

Zum Erfolg von Christian Leiss

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mit meiner Arbeit, die mir großen Spaß macht, meine Lebensqualität zu sichern. Wenn ich Erfolgserlebnisse habe und damit mein Bankkonto wachsen lasse, habe ich echten Erfolg. Geld ist für mich an sich keine Motivation, viel wichtiger ist für mich der Spaßfaktor: ich beschäftige mich am liebsten mit Projekten, die mich persönlich reizen, auch wenn sie finanziell weniger lukrativ sind als andere.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich und bin zufrieden mit dem bisher Erreichten.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich zeichne mich erstens durch langjährige Erfahrung aus und betrachte insbesondere auch meine Lehrtätigkeiten an verschiedenen Institutionen als ausschlaggebend für meinen Erfolg, weil ich dabei lernte, mein fachliches Wissen weiterzugeben und selbst ständig gefordert bin, mein Know-how auf dem neuesten Stand zu halten. Auf der anderen Seite bin ich ein Mensch, der sich auf andere einstellen kann. Meine Stärken liegen in technischer Perfektion, die es meinen Auftraggebern ermöglicht, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, aber auch in meinem ausgesprochenen Kommunikationstalent. Meine eigene Kreativität und mein Gefühl für Rhythmus spielen eine wichtige Rolle bei meinem Erfolg, ich kann mich aber auch zurücknehmen, um meinem Auftraggeber Platz für seine Ideen zu lassen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Meine fachliche Qualifikation, die langjährigen Kontakte zu Kunden und meine Flexibilität machen mein Unternehmen zu einem der vier am besten etablierten in Österreich. Ich unterschätze auch nicht die persönliche Ebene zum jeweiligen Auftraggeber, dessen Stil ich kenne und unterstütze; sie spielt zum Teil eine größere Rolle als der Preis. Ich lege großen Wert auf Vertrauen und Handschlagqualität und biete meinen Kunden Zuverlässigkeit, Termintreue und Kostentransparenz.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es ist mir gerade aufgrund meiner Begeisterung für meinen Beruf wichtig, mich von Zeit zu Zeit bewußt zu bremsen und mich mit etwas völlig anderem zu beschäftigen. Ich bin davon überzeugt, daß ich mein Privatleben nicht vernachlässigen darf, wenn ich beruflich erfolgreich sein will, weil sonst irgendwann der Moment des Burnouts kommen und ich mir die Freude an meiner Tätigkeit verderben würde. Es gelingt mir sehr gut, einen Tag völlig abzuschalten, allerdings würde ich drei Wochen Urlaub am Meer nicht aushalten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Einem jungen Menschen würde ich raten, seinen Interessen und Neigungen zu folgen. Wer einen Job ausübt, für den er am Ende des Monats kein Gehalt, sondern eher Schmerzensgeld kassiert, kann darin unmöglich erfolgreich sein. Selbstverständlich ist eine gute Ausbildung von Bedeutung, allerdings sollte sich ein junger Mensch vielfältiges und breites Denken aneignen und über den Tellerrand schauen, womit ich auch Auslandsaufenthalte meine.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel liegt darin, mehr Platz für kreative Ideen zu schaffen - in meinem eigenen Unternehmen und an den Institutionen, wo ich unterrichte. Es ist verblüffend, welches Potential in Österreich vorhanden ist und nicht genützt wird. Mir wäre es wichtig, den Entscheidungsträgern klar zu machen, daß die Branche verhungert, wenn weiterhin wichtige Projekte ins Ausland wandern. Wünschenswert wäre, nicht für große Namen zu bezahlen, sondern dem kreativen und hochbegabten Nachwuchs die Chance zu geben, die ihm zusteht.