Zur Karriere von Gerit Sappl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Grundschule besuchte ich die zweijährige Handelsschule in Schwaz, die ich im Jahr 1961 beendete. Danach bekam ich eine Stelle als Chefsekretärin beim Arbeitsamt in Kufstein, wo ich bis zu meiner Heirat im Jahre 1965 tätig war. Ich wollte eigentlich nie wieder arbeiten, aber der Halbtagsjob bei der Yachtschule Elba, Büro Kufstein, lockte mich dann doch. Nach der Geburt meiner Tochter ging es weiter in der Einkaufsabteilung der Maschinenfabrik Zimmer in Kufstein - vorerst als Schreibkraft. Als mir dann der Chef plötzlich abhanden kam, wurde ich selbst verantwortliche Sachbearbeiterin. Da ich schon immer für die Gleichbehandlung von Mann und Frau eintrat, kündigte ich nach zwei Jahren bei dieser Firma, nachdem ich festgestellt hatte, daß ich für gleiche Arbeit nicht das gleiche Gehalt wie ein Mann erhielt. Das nachträgliche Gleichstellungsangebot ignorierte ich und ging. Aufgrund eines Autounfalls und aufgrund einer langweiligen Tätigkeit wechselte ich dann noch zweimal die Firma, bis ich 1973 bei der deutschen Maschinenfabrik Wegoma, Niederlassung Österreich, landete. Auch hier kam mir wieder der Geschäftsführer plötzlich abhanden und ich stieg über Nacht zur Geschäftsführerin auf. Leider mußte im Krisenjahr 1975 die österreichische Filiale geschlossen werden. So landete ich schließlich bei der Firma Unterland, Flexible packaging, Kufstein-Schaftenau als Assistentin der Verkaufsleitung; diesen Job füllte ich bis 1977 aus. Zu dieser Zeit war es nicht üblich in dieser Branche, daß eine Frau im Außendienst tätig war, deshalb reizte es mich und ich probierte es von 1977 bis 1979 aus. Die Firma Unterland wuchs sehr schnell und als ein Produktmanager gebraucht wurde, griff man auf mich zurück. Nebenbei wurde ich auch noch in der Werbeabteilung eingesetzt. Nach einiger Zeit wurde die Firma umstrukturiert und ich wechselte wieder in den Außendienst mit größerem Verkaufsgebiet. Wiederum wegen Ungleichbehandlung als Frau und aufgrund eines finanziell sehr attraktiven Angebotes ließ ich mich von der Firma Fepla Hirsch, Wiener Neustadt, im Außendienst anwerben. Nach dem Kauf dieser Firma durch die Firma Unterland war ich jedoch nach wenigen Monaten wieder Eigentum der Firma Unterland. Zu dieser Zeit machte mir die deutsche Firma Schoeller, Handelsagentur in Wien, gleiche Branche, gleiches Verkaufsgebiet, ein noch attraktiveres Angebot, und ich nahm an. Ende 1992 erwarb mich die Firma Unterland wieder zurück und setzte mich als Verkaufs- und Marketingleiterin bei ihrer Papierfabrik 3P-Pöls in der Steiermark ein. Als die Firma 1995 an die schwedische Firma Stenqvist verkauft wurde und ich mit dem Geschäftsgebaren meiner neuen Chefs nicht konform ging, verabschiedete ich mich und gründete mit 51 Jahren mit meinem Sohn Martin eine Einzelhandelsfirma auf dem Verpackungssektor.

Zum Erfolg von Gerit Sappl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, mein finanzielles Auskommen zu haben und trotzdem ein gutes Betriebsklima zu schaffen, in dem auch der soziale Bereich und die Bedürfnisse der Mitarbeiter nicht zu kurz kommen. Beispielsweise gibt es in unserem Betrieb Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung, Teilzeitarbeit und flexible Arbeitszeiten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, durchaus.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich habe meine Kunden immer so behandelt, wie ich selbst behandelt werden möchte.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ja, auf jeden Fall, ich habe immer 159 Prozent leisten müssen um 100 Prozent anerkannt zu werden.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Erfolgreich entschieden habe ich öfter, jedoch mutig entschieden habe ich, als ich mich mit 51 Jahren selbständig machte.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ja, meinen ersten Chef, Herrn Fritz Bayer, beim Arbeitsamt in Kufstein, der mit viel Geduld und noch mehr Verständnis aus einem Schulabgänger eine tüchtige Arbeitskraft machte. Und natürlich die Firma Unterland, die mir ermöglichte, viele verschiedene interessante Tätigkeiten auszuüben.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne meine Mitarbeiter hätte ich Arbeit, mit meinen Mitarbeitern habe ich Erfolg.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich verlasse mich hauptsächlich auf mein Gespür für Menschen. Außerdem ist es mir wichtig, daß ein neuer Mitarbeiter teamfähig und bereit ist, Verantwortung zu tragen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die kundenspezifische Betreuung und umfangreiches Fachwissen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte der Firma noch so lange erhalten bleiben, bis meine Nachfolger sattelfest sind. Dann möchte ich wieder in die Politik gehen oder eine Produktion auf die Beine stellen, wenn es die Gesundheit erlaubt.