Zur Karriere von Siegfried Immervoll

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich wurde im Salzburgerland in Kleinarl geboren und übersiedelte nach dem Tod meines Vaters nach Wien. Dort absolvierte ich die Handelsakademie und studierte einige Zeit an der Wirtschaftsuniversität. Zwischenzeitlich vollzog ich eine einjährige freiwillige Ausbildungszeit beim Österreichischen Bundesheer. Dies war für mich hinsichtlich meiner jetzigen Disziplin eine sehr wichtige Zeit. Ich arbeitete dann selbständig am Finanzdienstleistungssektor, wurde Vater zweier prächtiger Kinder und wechselte aus Sicherheitsgründen zum Unternehmen Schrack Telekom. Ich wurde als Vertriebsleiter angestellt und wechselte nach einiger Zeit in den Generali Versicherungskonzern. Da mir mein Aufgabengebiet nichts Besonderes abverlangte, absolvierte ich gleichzeitig meine Ausbildung zum Koch. Ich gründete ein Catering-Unternehmen und führte dieses, bis mir die körperliche Arbeit zu anstrengend wurde. Aus diesem Grund gründete ich gemeinsam mit Hanno Pöschl den Gasthof Immervoll.

Zum Erfolg von Siegfried Immervoll

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist dann für mich gegeben, wenn ich ruhig schlafen kann. Mir geht es dabei nicht um das Finanzielle, sondern darum, daß meine Mitarbeiter sich bei mir wohlfühlen und die Zufriedenheit meiner Gäste gewährleistet ist. Wenn alle diese Faktoren für mich gegeben sind, habe ich Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Die anderen sagen immer, daß ich erfolgreich bin, ich selbst stelle mir diese Frage nicht. Selbstverständlich fühle ich mich als erfolgreich, wenn ich gut schlafen kann.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Natürlich ist es mit einem guten Namen leicht, anfänglich Erfolg zu haben. Das Schwierige am Erfolg ist, ihn zu halten. Man schafft das nur, wenn man das zuvor Erreichte ständig übertrifft. Ich versuchte stets, alles Gegebene weiter zu verbessern. Die Bereiche Logistik, Organisationsablauf, Einkauf, Gästeservice, Mitarbeiter und eigene Fähigkeiten sind ständig zu überprüfen und zu verbessern. Jedes einzelne Detail entscheidet über den Gesamterfolg. Sehr wichtig ist es auch, zu wissen, daß es nie ein Ende der Verbesserung gibt. Die Gäste müssen immer das Gefühl haben, daß die Qualität gleichbleibend gut ist. Sobald meine Gäste einmal nur Bedenken äußern würden, wäre sofort eine Auswirkung für uns spürbar. Ich schätze außer unserem Qualitätsempfinden auch noch, daß wir hinsichtlich der Sitzplätze klein geblieben sind. Ich hätte unser Lokal vergrößern können, dann wäre die Gefahr gegeben gewesen, daß wir als Gasthaus Immervoll halbleer geworden wären. Ich glaube auch, daß man nur erfolgreich sein kann, wenn man seine Tätigkeit mit Freude ausübt. Selbstverständlich benötigt man jedoch auch eine dicke Haut. Es gibt in meiner Branche und in meinem Beruf sehr viele mögliche Schwierigkeiten, von denen man sich auf keinen Fall negativ beeinflussen lassen darf. Auch als Unternehmer hat man tagtäglich mit Problemlösungen zu kämpfen. Sehr empfehlenswert ist es auch, auf seine Gesundheit zu achten. Ich arbeite sieben Tage in der Woche, daher ist es auch sehr wichtig, im Leben eine Partnerin oder einen Partner zu finden, der einem mit Verständnis hilft, Freizeit und Beruf verbinden zu können.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
In meiner Branche kann man nur durch die Verkörperung von Originalität erfolgreich agieren. Dies ist für uns teilweise sehr aufwendig, es ist aber das Erfolgsrezept, um erfolgreich zu sein. Es freut mich immer wieder, wenn Gäste zu mir kommen und mir genau diese Erkenntnis durch ihr Feedback bestätigen. Daher biete ich Schmankerln an, die man anderswo nicht erhält. Mit Imitation kommt man nicht zum Erfolg. Ich wechsle zweimal täglich die Speisekarte, habe aber auch das Gefühl, daß ein Lokal mit zuviel Konzept keinen Erfolg haben kann.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche ungelöst? Ich glaube, daß in unserer Branche die Preis-/Leistungsschere immer größer wird. Durch die Euro-Umstellung wurden sehr viele Kollegen unverschämt teuer. Die Menschen sparen zum Beispiel bei Getränken, indem sie nicht wie zuvor eine Flasche Wein oder Sekt zum Mittagessen, sondern nur mehr eine Flasche Mineral bestellen. Zusätzlich wurden die Menschen immer gesundheitsbewußter, auch aus diesem Grund wird nicht mehr so viel Alkohol getrunken. Wir als Gastwirte spüren natürlich diesen Sinneswandel und müssen dies auch teuer bezahlen. Ich konzentriere mich rein auf die Qualität unserer Küche und des Weines. Diese spricht sich herum, und ich kann so die Branchenproblematik umgehen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe das Glück, daß meine glückliche Beziehung von gegenseitigem Verständnis getragen wird. Meine Frau ist Energetikerin, daher unterstützt sie mich mit Energiearbeit, um verlorene Energie rasch wieder meinem Körper zuzuführen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn man Familie hat und nicht dazu bereit ist, sieben Tage in der Woche zu arbeiten, kann ich nur dazu raten, meinen Beruf nicht zu ergreifen. Ich arbeitete in vielen Branchen und in vielen Berufen, aber dieser, den ich mir zum Lebensinhalt machte, ist der Schwerste. Wenn man jedoch gerne für Menschen arbeitet und sich gerne mit seinen Mitmenschen unterhält, ist es der schönste Beruf der Welt.

Gedichtezyklus Die tanzenden Schatten einer vergessenen Welt, Karin Fischer Verlag Aachen.