Zur Karriere von Michael Lunzer

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Die Volksschule besuchte ich noch in Tadten, dann übersiedelte ich nach Wien zu den Schulbrüdern, wo ich die Hauptschule abschloß. Anschließend lernte ich an der Weinbauschule in Krems und bestand nach drei Jahren die Weinbaugesellenprüfung. 1988 legte ich die Kellermeisterprüfung ab. Meine erste Anstellung fand ich in der Weinkellerei Wegenstein als Kellermeisterassistent. 1991 ging ich nach Südafrika, wo ich in der großen Weinkellerei Berg Kelder in Stellenbosch arbeitete. Ich war dort in der Produktion tätig und lernte sehr viel über andere Verfahrenstechniken, die einen weitaus höheren Standard als in Österreich zu derzeit hatten. Der französische Einfluß war dort enorm. Nach zwei Monaten fand ich eine Anstellung in einem Hotel-Restaurant in Johannesburg als Kellner und Barmann, nach weiteren zwei Monaten lernte ich einen in Afrika lebenden Steirer mit einer kleinen Autowerkstatt in Sassel kennen, der mir einen Campingbus günstig zur Verfügung stellte, mit dem ich in drei Monaten 32.000 Kilometer kreuz und quer durch Südafrika fuhr, um Land und Leute kennen zu lernen. 1993 kehrte ich nach Österreich zurück. Ich wurde bei der Firma Spindler, die Weingüter in Wien und Niederösterreich besitzt, als Kellermeister angestellt und war für die Arbeit in den Weingärten bis zur Flaschenfüllung verantwortlich. 1998 fuhr ich nach Amerika, wo ich die Firma AESU, ein Reisebüro in Baltimore, kennen lernte, für die ich die Werbung an den Universitäten Amerikas für Studienreisen nach Europa übernahm. Mit einem holländischen Kollegen war ich täglich 24 Stunden beisammen und reiste quer durch die Staaten. 1999 kam ich wieder nach Österreich. Nachdem mein Bruder den familieneigenen Weinbaubetrieb übernommen hatte, sah ich mich nach einem neuen Betätigungsfeld um. Ich erwarb den Autobusführerschein und wurde europaweiter Reisebusfahrer für Dr. Richard. Meine ausgezeichneten Englischkenntnisse kamen mir dabei sehr zustatten. Bis Februar 2002 übte ich diesen Beruf, der mir gutes Geld einbrachte, aus. Danach wollte ich wieder in meinen erlernten Beruf zurück. Ich kannte bereits den Vorbesitzer meines jetzigen Heurigen-Restaurants, der leider verstarb; seine Gattin, die den Heurigen mehr schlecht als recht weiterführte, wollte den Betrieb an einen Nachfolger übergeben. Das Gasthaus existiert bereits seit 1970. Im Frühjahr 2002 pachtete ich den Heurigenbetrieb, der schon beinahe ein Jahr geschlossen und ziemlich heruntergewirtschaftet war. Mit einem Freund, einem Koch, und seiner Gattin ging ich das Wagnis der Neuerrichtung des Betriebs ein. Heute ist meine Gaststätte kein reiner Heurigen mehr. Ich biete meinen Gästen Speisen a la carte und Wiener Hausmannskost und konnte vom ersten Tag weg gute Erfolge verzeichnen. In der Gaststube biete ich 200 Plätze, im Hubertusstüberl noch weitere 50 für spezielle Anlässe. Meine Gäste für das Mittagsmenüs sind hauptsächlich Pensionisten aus der Schwarzlakenau. Ich besorge die Schank und das Service, für die Küche habe ich meinen Freund und seine Frau angestellt. Neben zahlreichen Aktivitäten und Festen veranstalten wir unter anderem einen eigenen Christkindlmarkt. Im Sommer betreiben wir zudem einen schattigen Gastgarten für 120 Personen.

Zum Erfolg von Michael Lunzer

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich die Zufriedenheit meiner Stammgäste. Die Küche und die Freundlichkeit des Hauses werden allgemein gelobt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
In jungen Jahren sammelte ich im Ausland Erfahrungen, die mir später zugute kamen. Obwohl ich allgemein gewarnt wurde, in die Gastronomie einzusteigen, sehe ich jetzt an meinenErfolgen, daß ich richtig gehandelt habe.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend waren mein persönliches Engagement sowie die Freundlichkeit den Gästen gegenüber. Ich lasse mir immer wieder neue, zugkräftige Werbegags einfallen, die sehr beliebt sind.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater, Heinrich Lunzer, war immer mein Vorbild, er war über viele Jahre auch Bürgermeister von Tadten und zeigte mir den richtigen Weg, auf Menschen zuzugehen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die größten Probleme liegen im Servicepersonal, weil Unpünktlichkeit oft zu Auseinandersetzungen führt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Gute Mitarbeiter sind für mich von größtem Wert, der Betrieb lebt nicht nur von meiner Arbeitskraft.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Mitarbeiter müssen flink, arbeitswillig und vor allem freundlich sein. Ich muß mich auf alle meine Mitarbeiter, die absolut ehrlich sein müssen, immer verlassen können.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn der junge Mensch die Voraussetzungen für ein Studium mitbringt, soll er studieren, aber nicht ewig. Ich empfehle allen jungen Leuten, sich in der Welt umzuschauen und Erfahrungen zu sammeln. Sprachen sind sehr wichtig, zumindest Englisch sollte man sehr gut beherrschen. Auch einen Handwerksberuf sollte man erlernen, denn es ist auch sehr wichtig, wenn man sich mal vieles selber machen kann.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Im nächsten Jahr möchte ich ein zweites Lokal dazu nehmen. Es wird etwas kleiner als mein jetziges werden und eine leicht modifizierte Speiseauswahl bieten.
Ihr Lebensmotto?
Toleranz, Verständnis und Geduld üben und dabei doch eine starke und schlagkräftige Führungsperson bleiben!