Zur Karriere von Lajos Bálint

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich bin gebürtiger Ungar aus Siebenbürgen (Rumänien), wo ich die Lehre zum Schuhmacher in meiner Heimatstadt, einer ungarischen Hochburg, absolvierte. Anschließend besuchte ich, parallel zu meiner Tätigkeit als Schuhmacher, die Abendschule, an der ich 1975 die Matura ablegte. Mein Glück war, daß ich mein Handwerk bei drei Meistern ihres Faches erlernte, die selbst noch auf Wanderschaft in ganz Europa gegangen waren und sich so ein unschätzbares Wissen angeeignet hatten. Von 1969 bis 1983 arbeitete ich, mit längeren und kürzeren Pausen, als Angestellter einer Handwerkskooperative als Modelleur und Zuschneider. Zu meiner Ausbildung gehörte des weiteren auch eine einjährige Politologie-Hochschule, die ich in Bukarest besuchte, von der ich jedoch aufgrund politischer Inkompatibilität mit der kommunistischen Ideologie zwangsweise ausgeschieden wurde. Im Jahre 1983 wagte ich inmitten des vehementesten Rumänischen Kommunismus das Unmögliche und baute eine Privatwirtschaft auf, d.h. ich machte mich selbständig. Im Jahre 1985 flüchtete ich über Ungarn nach Italien und letzten Endes nach Wien. 1986 gelang es mir, eine Anstellung im orthopädischen Schuhmacherbetrieb Leopold Vondrus im fünften Wiener Bezirk zu erhalten. Nach eineinhalb Jahren, 1988, machte ich mich selbständig, übernahm eine Schuhmacherei im 14. Bezirk und gründete eine Maßschuhmacherei. Weiters absolvierte ich ein einjähriges Seminar, um mich im Bereich Betriebswirtschaft weiterzubilden. 1997 wechselte ich den Standort des Betriebes und übersiedelte in die Singerstraße im ersten Wiener Bezirk. Im Laufe der Jahre eroberten wir eine prominente Kundschaft aus den Kreisen des Adels und der Politik sowie von Akademikern, Künstlern etc. Dank unserer hervorragenden Schuhe und unserer Marketingtätigkeiten gilt die Schuhmanufaktur Bálint als weltbekannte Marke.

Zum Erfolg von Lajos Bálint

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Höchst zufriedene und glückliche Kunden bedeuten für mich Erfolg, alles andere ist zweitrangig. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Unmengen an Fachwissen sind hierfür ausschlaggebend. In meinem Handwerk gehöre ich zu den wenigen Schuhmachern, die diesen Beruf von A bis Z kennen und auch ausüben. Dazu gehören die drei großen Teilberufe, die innerhalb dieser Branche sogar als eigene Berufe gelten: das Leistenherrichten, das Oberteilherrichten, das Bodenherrichten. Weiters sind das Streben nach Perfektion und der persönliche Kontakt zu unseren Kunden wesentliche Faktoren unseres Erfolges, neben der hohen Qualität und dem guten Design unserer Produkte. Ich bin auch orthopädischer Schuhmacher und somit in hohem Maße in der Lage, Design, Qualität und anatomische Anpassung zu gewährleisten.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Teamarbeit ist gerade in einem Familienbetrieb besonders wichtig. Meine Frau und mein Sohn, der ebenfalls Schuhmacher ist, arbeiten im Betrieb mit. Meine Töchter studieren in Wien und helfen fallweise im Unternehmen aus. In Siebenbürgen beschäftige ich noch weitere zwölf Mitarbeiter. Ohne Einklang mit der täglichen Arbeit wäre es unmöglich gewesen, die hohe internationale Reputation zu erlangen, an der wir uns seit vielen Jahren erfreuen.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Abgesehen von der besonderen Qualität unserer Waren konnte sich das Unternehmen auch über seine kleine, aber feine PR-Arbeit profilieren. Unser Unternehmen wurde mittlerweile in zahlreichen Artikeln internationaler Printmedien lobend erwähnt. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Mitbewerb ist wichtig, ansonsten gäbe es keine Weiterentwicklung. Ich verspüre keinen Neid den Mitbewerbern gegenüber, was umgekehrt jedoch nicht immer der Fall ist.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Beruf beinhaltet auch mein Privatleben. Meine Familie lebt mit dem Betrieb, und eine Trennung beider Bereiche wäre deshalb schwerlich möglich. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich rate der jungen Generation, bei der Gründung eines Unternehmens die Finanzierung - sofern möglich - selbst zu tragen. Verzinstes Fremdkapital sollte vermieden werden, stattdessen sollte das notwendige Kapital lieber durch Beteiligungen gesichert werden.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe meine wichtigsten Ziele bereits erreicht, möchte aber noch ein, zwei Geschäfte in noch nicht fixierten Metropolen Europas eröffnen. Ebenso habe ich vor, die Damenschuhproduktion zu forcieren. Zu guter Letzt würde ich mich freuen, eine industrielle Schuhproduktion starten zu können, die hochqualitative Schuhe fertigt, das heißt, die Ware müßte rahmengenäht sein, so daß sie sich auch der nicht so gut betuchte Kunde leisten könnte. Es fehlt allerdings noch ein konkreter Kapitalgeber, um diesen Traum verwirklichen zu können.
Ihr Lebensmotto?
Légy jó mind halálig. - Sei gut bis zum Tode.