Zur Karriere von Christine Kneisl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Von 1968 bis 1971 absolvierte ich eine kaufmännische Lehre, anschließend war ich in Klagenfurt als Bürokauffrau beschäftigt. 1974 zog es mich nach Tirol, wo ich in einem Hotel in Hochgurgl als Rezeptionistin arbeitete. Dann kamen meine Kinder zur Welt, ich war einige Jahre in Karenz und kümmerte mich nebenbei um unsere Landwirtschaft. Anfang der achtziger Jahre stieg ich als Sekretärin bei der Gemeinde Dürnstein in der Steiermark wieder langsam ins Berufsleben ein. Als der amtierende Bürgermeister sein Amt vorzeitig zurücklegte, wurde ich zwischenzeitlich zur Volksbürgermeisterin bestellt. Ich stellte mich dann 1985 zur ordentlichen Wahl, verlor aber ganz knapp um fünf Stimmen. So wurde ich Gemeindekassier - eine Aufgabe, die mir über 20 Jahre sehr viel Freude bereitete. Bei der Wahl im März 2005 sprachen mir die Bürgerinnen und Bürger das Vertrauen aus, und ich wurde zur neuen Bürgermeisterin gewählt.

Zum Erfolg von Christine Kneisl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Der Vertrauensbeweis unserer Gemeinde bedeutet mir sehr viel und ist sicher ein Erfolg meiner Person. Das macht natürlich stolz, ist aber andererseits eine große Verantwortung.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin ausdauernd und lasse mich nicht so leicht unterkriegen. Mein Sieg bei der Bürgermeisterwahl fiel zwar knapp aus, aber etwas Glück gehört eben dazu. Außerdem denke ich, daß meine jahrelange, gewissenhafte Arbeit als Gemeindekassier honoriert wurde.Wie begegnen Sie den Herausforderungen des beruflichen Alltags? Ich habe zwei Kinder allein großgezogen und hatte neben meiner Tätigkeit für die Gemeinde noch meine Mutter und eine kleine Landwirtschaft zu versorgen. Da lernt man zu organisieren, ich bin also durch nichts so schnell zu erschüttern. Was auf mich zukommt, muß bewältigt werden. Ich bin eine tatkräftige Frau und packe die Probleme direkt an.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Nach meiner Scheidung 1978 war es für mich als alleinerziehende Mutter nicht leicht, wieder ins Berufsleben einzusteigen. Ich hatte ja nur eine kaufmännische Lehre vorzuweisen, und da hat man als Frau speziell in der heutigen Zeit, wo auf Ausbildung und Qualifikation viel Wert gelegt wird, einen schweren Stand. Daher freut es mich doppelt, daß mir eine so verantwortungsvolle Position wie das Bürgermeisteramt übertragen wurde. Als Bürgermeisterin empfinde ich als Frau aber keine Nachteile. Durch meine 20 Jahre im Gemeinderat und im Vorstand kenne ich die Materie von Grund auf.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es klingt vielleicht seltsam, aber die Entscheidung zur Scheidung hat meinen weiteren Lebens- und Berufsweg sicher geprägt, und zwar im positiven Sinn. Es war nicht leicht, diesen Entschluß reifen zu lassen und ihn dann auch umzusetzen, aber im Endeffekt war es eine große Erleichterung.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich lege keinen großen Wert auf Anerkennung oder großartige lobende Worte. Speziell in einem politischen Amt ist Lob auch immer mit Vorsicht zu genießen. Man weiß nie, ob es wirklich ehrlich gemeint ist oder ob nicht irgendeine Absicht dahinter steckt. Umgekehrt kann ich auch sehr gut mit Kritik umgehen. Wichtig ist für mich, daß ich die richtigen Entscheidungen treffe und meine Arbeit gut mache. Mit Anerkennung rechne ich als Bürgermeisterin eigentlich gar nicht, die bekomme ich lieber von der Familie und Freunden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich habe einen recht guten Zugang zur jungen Generation, immerhin bin ich selbst Mutter zweier inzwischen erwachsener Kinder. Jeder Mensch ist ein eigenes Individuum mit bestimmten Stärken und Schwächen und muß auch seine eigenen Erfahrungen machen und seinen Weg finden. Daher erteile ich auch keine Ratschläge oder Mahnungen mit erhobenem Zeigefinger.