Zur Karriere von Tibor Penzes

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich kam 1968 als Elfjähriger mit meinen Eltern nach Wien und absolvierte, da ich mich immer schon für den Verkauf und die Mode an sich interessiert hatte, die Lehre zum Einzelhandelskaufmann bei Turek in Wien 17 und in der Firma Sturm, wobei mein Lehrherr jeweils der Eigentümer war. 2002 machte ich mich mit der Gründung der Firma Freeman selbständig, weil das Geschäft, in dem ich zuvor gearbeitet hatte, schließen mußte und ich aufgrund meines Alters Schwierigkeiten hatte, einen Arbeitsplatz zu bekommen. Zunächst befand sich mein Geschäftslokal in der Wiener Innenstadt - die ersten eineinhalb Jahre waren aufgrund des Standortes sehr schwierig. Seit ich an diesem Standort in Wien III arbeite, kann ich jedoch einen spürbaren Aufwärtstrend des Geschäftes verzeichnen. Ich biete Maßkonfektion für Damen und Herren, wobei das fertige Stück auf die Maße des Kunden abgestimmt industriell gefertigt wird und sich somit bei hoher Qualität preislich um einiges von der handgefertigten Maßware unterscheidet. Ich arbeite sehr intensiv mit einem Partner in Deutschland zusammen, der die Ware fertigt.

Zum Erfolg von Tibor Penzes

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, jene Ziele zu erreichen, die ich mir gesteckt habe, also beispielsweise 100 Anzüge pro Jahr zu verkaufen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin auf dem Weg zum Erfolg.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein Erfolg ist sehr eng an meine Persönlichkeit geknüpft. So hielten mir zahlreiche Stammkunden aus dem letzten Geschäft die Treue. Ich war immer der Meinung, daß man im Verkauf nur mit Ehrlichkeit reüssieren kann. Ich muß jemandem nicht unbedingt etwas verkaufen; es ist mir lieber, wenn ein Kunde das Geschäft verläßt, ohne etwas zu erwerben, um zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht tatsächlich zu kaufen, weil er mit meiner Beratung zufrieden war. Mir ist wichtig, daß der Kunde mit seinem Kauf zufrieden und vom Produkt überzeugt ist. Von großer Bedeutung sind weiters meine langjährige Erfahrung - ich bin 32 Jahre in dieser Branche tätig - und damit verbunden die zahlreichen Kontakte, die ich zu Herstellern bzw. Vertretern knüpfen konnte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Meine erfolgreichste Entscheidung bestand darin, mich auf Maßkonfektion zu konzentrieren.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Imitation ist in meiner Branche von vornherein zum Scheitern verurteilt, daher ist es für mich wichtig, besonders originell zu denken.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine beiden Lehrherren, Herr Turek und Herr Sturm, haben mich sowohl durch ihr Fachwissen als auch durch ihren Umgang mit Menschen sehr stark geprägt. Diese beiden Faktoren sind in meinem Geschäft der Schlüssel zum Erfolg.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In meiner Zeit als Angestellter war es ein Zeichen großer Anerkennung, daß ich in sehr kurzer Zeit sehr gute Positionen erreichte. So war ich bei Turek zunächst Abteilungsleiter und später Geschäftsführer, bei Sturm nach drei Jahren Filialleiter und dann Einkäufer.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Der fast schon permanente Abverkauf im Fachhandel ist ein großes Problem. Kleinunternehmer wie ich können unmöglich mit den Großen mitziehen, was die Preise betrifft, und eine Lösung ist nicht in Sicht.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich hatte als Kleinunternehmer nur die Chance, mich von den großen Unternehmen abzuheben, indem ich mir eine Nische suchte, die ein Großkonzern nicht bedienen kann. Zusätzlich zur hohen Qualität und besten Beratung zeichne ich mich aufgrund der geringen Größe meiner Firma durch Flexibilität aus. Ich biete Herren- und Damenmaßkonfektion, Maßhemden und demnächst Schuhe sowie Hochzeits- und (avantgardistische) Abend- bzw. Galamode. Im Grunde kann ich für meine Kunden fast alles beschaffen und individuelle Wünsche erfüllen, wobei es für mich eine Selbstverständlichkeit ist, die Trends im Auge zu behalten. Die gemütliche Atmosphäre des Geschäftes ist ebenfalls eine Stärke.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Es gibt für mich keine Konkurrenz, sondern sehr viele Mitbewerber, denen ich neutral begegne, wobei ich natürlich den Markt beobachte.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich arbeite oft abends, da die rund zweistündigen Termine zum Maßnehmen eher abends stattfinden, aber meine Lebensgefährtin, die im Außendienst tätig ist, hat ebenfalls Abendtermine wahrzunehmen, und daher ist es für uns kein Problem, die beiden Bereiche zu vereinbaren.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich informiere mich in Fachzeitschriften und durch den Besuch von Messen über aktuelle Trends, Stoffe, etc.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wer plant, sich selbständig zu machen, sollte sich sehr gut überlegen, ob er das wirklich will und bereit ist, sich weit über dem Durchschnitt zu engagieren und sämtliche Informationen einholen, die er bekommen kann.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, bescheidenen Wohlstand zu erreichen, um mir einen sorglosen Lebensunterhalt leisten zu können. Geschäftlich werde ich weitere Bereiche erschließen, beispielsweise Maßschuhe, Hochzeits-, Abend- und Galamode, um mir weitere Standbeine zu erschließen. Auch möchte ich mich weiter zur Avantgardemode verlagern, weil ich in diesem Bereich sehr viele interessierte Stammkunden habe.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen.