Zur Karriere von Renate Reschny

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach meiner Matura 1990 am neusprachlichen Gymnasium in Neunkirchen studierte ich Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien und schloß im Dezember 1996 als Magistra rer. soc. oec. ab. Im Laufe meines Studiums war ich in einem Unternehmen tätig, das damals eine umfangreiche EDV-Umstellung auf SAP durchführte und tatkräftige Unterstützung bei der Datenauswertung benötigte. Aus meinem Teilzeitjob wurde schließlich eine Vollzeitanstellung, und ein halbes Jahr später hatte ich die Position der Leiterin der Debitorenbuchhaltung inne. Da ich mein Potential dort aber nicht optimal nutzen konnte, suchte ich nach einer neuen beruflichen Herausforderung, die ich 1999 bei der Schindler Aufzüge und Fahrtreppen AG im Marketingbereich fand. Zwei Jahre später folgte der Wechsel zur Abteilung Marketing und Öffentlichkeitsarbeit bei MIS Austria GmbH. Das Aufgabengebiet umfaßte alle Agenden des Event-Marketings, von der Planung bis hin zur Durchführung vor Ort sowie der Mitarbeit bei der Erstellung von Marketingplänen und Pressemitteilungen. In einer Phase der Neuorientierung führte mich das Schicksal zum Teefachgeschäft Haschemi in der Hernalser Hauptstraße 54, wo ich darauf aufmerksam wurde, daß die Eigentümer im folgenden Jahr in Pension gehen wollten. Nachdem ich meine finanziellen Möglichkeiten geprüft sowie Für und Wider abgewogen hatte, entschloß ich mich, den herausfordernden Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Nach einer dreimonatigen Vorbereitungszeit (April bis Juni 2003), in der ich Kunden, Lieferanten und Teerezepturen kennenlernte, gelang mir gemeinsam mit dem Vorbesitzer ein fließender Übergang, den die Stammkunden sehr zu schätzen wußten und mir dies durch ihre Treue zeigen. Ein wichtiger weiterer Schritt war die Umbenennung in Teekunst - Teespezialitäten und Kunsthandwerk inklusive neuem Logo, das eigens von einer jungen Künstlerin zu diesem Zweck kreiert wurde. Das Teesortiment umfaßt Grüntee, Schwarztee, Rooibos-Tee, Früchtetee bis hin zu Kräutertee und zahlreichen Eigenkreationen. Außerdem finden meine Kunden eine breite Palette an Teezubehör, ätherischen Ölen der Firma Sonnentor, Räucherstäbchen, österreichischen Schmankerln wie etwa Koller-Kürbisspezialitäten, Zotter-Schokolade, Bienenhonig, Marmeladen, aber auch internationales Kunsthandwerk und Wohn-Accessoires.

Zum Erfolg von Renate Reschny

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Beruflichen Erfolg setze ich nicht primär mit dem Erlangen eines hohen Umsatzes gleich, sondern mit dem Umsetzen eines Projektes. Der finanzielle Erfolg sollte sich idealerweise daraus ergeben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn ich an all meine zufriedenen Privat- und Firmenkunden denke, muß ich sagen, daß ich meine Sache bisher gut gemacht habe. Positives Feedback zu meiner persönlichen Beratung und anerkennende Worte zu meiner individuellen Auslagengestaltung bekräftigen meinen Weg.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich kann mich sehr gut in andere Menschen hineinversetzen und durch aktives Zuhören rasch herausfinden, was der Kunde wirklich möchte. Ich denke, daß es heutzutage oft an der Bereitschaft des Zuhörens mangelt und daß diese Qualität ein großes Plus ist. Es fällt mir nicht schwer, ehrlich gemeinte, freundliche Worte zu finden. Außerdem bin ich ein sehr offener, neugieriger Mensch, der immer auf der Suche nach Neuem ist. Das Wichtigste aber bleibt für mich die Freude an der Arbeit.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Manche Kleinigkeiten sind rasch und einfach zu lösen, wobei sehr oft Flexibilität und Vielseitigkeit gefragt sind. Größere Themen wie Finanzierungsfragen bedingen mehr Zeit, um Details zu klären, dabei schätze ich durchaus Meinungen von Vertrauenspersonen, die ich gerne zu Rate ziehe.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich glaube, daß man als Frau im Bereich der Technik nach wie vor schwer akzeptiert wird, weil manche Männer noch immer der Ansicht sind, daß Frauen die technische Kompetenz fehlt. Rückblickend meine ich, daß eine Frau 150 Prozent leisten muß, um 80 Prozent Anerkennung zu bekommen, und das gilt für Studentinnen genauso wie für Angestellte. Als Unternehmerin spüre ich das jedoch nicht in diesem Ausmaß.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich bin nach wie vor mit meiner ehemaligen Vorgesetzten der MIS Austria GmbH befreundet, deren ehrliches Feedback ich sehr schätze. In der Schule war mein Biologielehrer ein echtes Vorbild, weil er das, wovon er sprach, lebte. Er verzichtete auf einen eigenen PKW und klärte sein Umfeld über ökologische Themen auf.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Meine Philosophie lautet: Genußvoll einkaufen im Teeladen mit Greißler-Flair. Ich lege großen Wert auf sehr gute Beratung und die individuelle Zubereitung von Teemischungen und biete meinen Kunden Teesorten an, die einer strengen Qualitätskontrolle unterliegen. Die Erhaltung der Gesundheit liegt im Trend, und gerade ein breites Kräuterteesortiment kommt den steigenden Gesundheitsbedürfnissen unserer Kunden entgegen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Gedanklich kann man nicht immer abschalten, und mittlerweile will ich das auch gar nicht mehr, denn ich habe einen Beruf gefunden, der mich völlig erfüllt und den ich mit Freude ausübe. Ideen sind immer da, und ich notiere sie einfach. Manches erledige ich auch zu Hause, nur die Buchhaltung wird ausschließlich im Büro geführt. Am ersten Samstag im Monat halte ich den Teeladen offen, die anderen Wochenenden gehören meiner Freizeit.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Das wichtigste ist der Glaube an sich selbst. Man darf sich von seinen Überzeugungen nicht abbringen lassen. Es gibt viele kritische Stimmen, doch ist der mutige Versuch, seinen Traum zu leben, entscheidend.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe aufgehört, mir zu detaillierte Ziele zu setzen, und ich gehe stattdessen flexibel vor. Ein Wunschtraum beinhaltet aber die Eröffnung einer Filiale. Derzeit vorrangiges Ziel ist die Steigerung des Bekanntheitsgrades meines Teefachgeschäfts und das Einbringen meiner persönlichen Ideen.