Zur Karriere von Philipp Stangl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nachdem ich die Handelsschule abgebrochen hatte, absolvierte ich die Ausbildung zum Reisebürokaufmann bei Ruefa Reisen. Da ich schon bald keine neuen Herausforderungen mehr fand und keine weiteren Aufstiegsmöglichkeiten gegeben waren, wechselte ich zu den Casinos Austria Bregenz, wo ich die darauffolgenden zwei Jahre als Barkeeper arbeitete und die Ausbildung zum österreichischen Barkeeper absolvierte. Anschließend nahm ich mir eine halbjährige Auszeit und reiste quer durch Australien. Zurück in Vorarlberg trat ich meine Beschäftigung als Seminarorganisator und -betreuer im Business- und Seminarhotel Schwärzler in Bregenz an, um mir ein zweites Standbein aufzubauen. Nachdem ich mein berufsbegleitendes Studium zum Hotelmanager bis auf ein nach wie vor offenes Fach abgeschlossen hatte, wechselte ich zum Romantikhotel Hirschen in Schwarzenberg, bis ich schließlich im Jahr 2000 gemeinsam mit meinem Geschäftspartner das Kaiser Hotel und die Neptun Bar in Bregenz übernahm, wo ich sämtliche Events und Themennächte organisiere. Mit der Übernahme des Hotels hat sich auch die Gästeschicht verändert, so werden wir im Winter hauptsächlich von Handelsreisenden und im Sommer von Festspielgästen und Touristen frequentiert.

Zum Erfolg von Philipp Stangl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Aus ökonomischer Sichtweise betrachtet, erachte ich die finanzielle Situation als Erfolg. Den wahren Erfolg sehe ich aber in der Zufriedenheit mit meiner Tätigkeit und im ausgewogenen Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe trotz meiner einfachen Ausbildung bereits viel erreicht, weshalb ich mich als erfolgreich betrachte. Da ich es allerdings vorziehe, nach vorne zu schauen, statt auf das Erlebte zurückzublicken, habe ich noch viel vor und bin noch lange nicht an meinem Ziel angekommen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Unzufriedenheit Mitte Zwanzig hat mich dahin gebracht, wo ich heute bin. Damals wußte ich nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll und habe dadurch in vielen verschiedenen Unternehmen gearbeitet, bis ich im Kaiser Hotel gelandet bin.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Herausforderungen und Probleme lasse ich ohne Angst auf mich zukommen. Ich habe die Angst vollkommen aus meinem Leben verbannt, sodaß ich keine nervöse, voreilige und dadurch oftmals falsche Entscheidung treffe.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Entscheidung, aus dem Reisebüro auszutreten, ist im nachhinein gesehen eine durchwegs erfolgreiche, da ich heute mit meiner Tätigkeit unglücklich wäre und zudem nur geringe Aufstiegsmöglichkeiten und Zukunftsperspektiven hätte.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Meiner Meinung nach ist es eine Mischung aus beiden Aspekten, die es ermöglicht, eine Idee erfolgreich umzusetzen. Ich kann nur aus dem lernen, was ich gesehen oder erlebt habe. Ich denke auch, daß man nur Produkte oder Dienstleistungen verkaufen sollte, die einem bekannt sind, da die handelnde Person andernfalls nicht authentisch wirkt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich denke, daß meine Eltern, vor allem mein Vater, der mich ständig gepusht hat und sehr streng war, mich wesentlich geprägt haben. Früher entstanden dadurch oft schwierige Situationen, heute aber bin ich froh darüber, daß es mein Vater war, der mir immer wieder veranschaulichte, daß ich noch mehr erreichen kann.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Im Vertrauen, das die Gäste mir entgegenbringen, indem sie nicht ausschließlich in meine Bar oder das Hotel einkehren, sondern mich als Person besuchen, finde ich die größte Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
In meiner Branche bestehen nach wie vor die Probleme des Mißkonsums von Alkohol und Drogen, nicht nur der Gäste, sondern auch der Lokalbesitzer. Leider wird das immer ein Problem darstellen, das sich nicht lösen läßt, da es immer schwache Gastronomen geben wird, die dem Druck nicht standhalten und früher oder später abstürzen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich denke, positiv, da ich eine umgängliche Person bin und keine Probleme mit meinen Mitmenschen habe.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind ein sehr sozialer Betrieb, in dem jeder eine zweite Chance bekommt, wenn ihm ein Fehler unterläuft. Weiteres beschäftigen wir Mitarbeiter verschiedener Nationalitäten, wodurch eine große Offenheit gegenüber Kollegen und Gästen gewährleistet ist.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich besuche gerne die Lokalitäten meiner Mitbewerber, um mir die Realisierung von deren Visionen anzuschauen. Ich verhalte mich allerdings immer zurückhaltend und kann hin und wieder sogar etwas von ihnen lernen. In meiner Branche ist es ausgesprochen wichtig, sich vor Augen zu halten, was im jeweiligen Umfeld passiert, denn nur so kann man gezielt auf Kundenwünsche eingehen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn ich die Jugendlichen beobachte, fällt mir ihre Orientierungslosigkeit auf. Es ist wichtig, Perspektiven zu haben, sich selbst Ziele zu setzen und sich weiterzubilden, um etwas erreichen zu können. Sie sollten nicht alles so locker sehen, sondern etwas leisten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Besitztümer haben für mich nicht den obersten Stellenwert, ich möchte aber über ausreichend Mittel verfügen, um eine Familie zu gründen. Es ist mir wichtig, daß ich auch in Zukunft mit meiner Tätigkeit zufrieden bin, und ich ziehe es in Erwägung, eines Tages auszuwandern.