Zur Karriere von Kurt Michelini

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach dem Abschluß meiner Fleischerlehre im Jahre 1988 entschied ich mich dafür, meinen Lehrbetrieb zu verlassen, um in den darauffolgenden drei Jahren in der Schweiz in verschiedenen großen Industriebetrieben der Fleischbranche einige Erfahrungen zu sammeln. Obwohl ich dabei lernte, selbständig zu arbeiten, und auch recht gut verdiente, war ich nicht glücklich, Akkordarbeit in großen Fabriken zu leisten. Deshalb kehrte ich 1991 nach Österreich zurück, um in Linz die Meisterprüfung abzulegen. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung verspürte ich auch den Drang, mich beruflich zu verändern, und so trat ich statt als Fleischer eine Beschäftigung als Stockbursche im Verkaufsbereich der Metzgerei Nägele in Feldkirch-Tosters an. Obwohl ich Meister meines Gewerbes war, war mein Einkommen deutlich geringer bemessen als in den Schweizer Großbetrieben. Doch mein Leben war von einer gewissen Ruhe erfüllt und auch von einer Regelmäßigkeit - in Form eines geordneten Tagesablaufes - gekennzeichnet. Allerdings hatte ich meinen Präsenzdienst noch nicht abgeleistet, den ich nun nachholen mußte. Ich leistete ihn als Zivildiener beim Samariterbund ab und nutzte dieses Jahr auch, um mir über meine berufliche Zukunft klar zu werden. Das Angebot, als stellvertretender Abteilungsleiter in das liechtensteinische Unternehmen Ospelt einzutreten, wurde mir dann genau zum rechten Zeitpunkt unterbreitet. Nach nur einem halben Jahr leitete ich bereits eine eigene Abteilung mit 60 Mitarbeitern. Da ich für einen vielseitigen Aufgabenbereich zuständig war, absolvierte ich eine berufsbegleitende Ausbildung zum Werkmeister für Bio- und Lebensmitteltechnologie. Als mich mein Vater nach dreijähriger Tätigkeit in Liechtenstein auf ein interessantes Stellenangebot als Fleischmanager für das Land Vorarlberg verwies, nahm ich erneut eine Richtungsänderung vor. Durch meine Risikobereitschaft setzte ich mich gegen Akademiker, die sich ebenfalls für das ausgeschriebene Amt bewarben, durch. Die damalige Situation des Verkaufs von Vorarlberger Fleisch war sehr schlecht, weshalb das Land Vorarlberg und die Landwirtschaftskammer ein Konzept erstellen ließen, um die Metzgereibetriebe zusammenzuschließen und so das heimische Fleisch zu verkaufen. Da ich zwar über umfangreiches Wissen als Fleischer verfügte, aber auf anderen Gebieten Nachholbedarf hatte, absolvierte ich ein Teilzeitstudium im Bereich Marketing an der Universität Innsbruck. Bei meinem damaligen Konzept Ländle Metzg sollten zehn Fleischerbetriebe mitwirken. Als sich bei der Umsetzung des Projektes schließlich sogar 30 Metzgereien anschlossen, wurde mir bewußt, wie erfolgreich mein Vorhaben war. Zu Beginn war Fleisch das einzige Ländle-Produkt, doch mittlerweile sind die Bereiche Obst und Gemüse sowie Milchprodukte zum Sortiment hinzugekommen. 2001 wurde das Unternehmen neu strukturiert und in Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH umbenannt.

Zum Erfolg von Kurt Michelini

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich früher noch der Meinung war, daß für mich der größte Erfolg wäre, aus den Gummistiefeln des Produktionsmitarbeiters herauszukommen und über ein besseres Einkommen zu verfügen, so möchte ich heute eher die Dinge verändern und an der Verwirklichung meiner Ideen teilhaben. Weiters genieße ich die berufliche Freiheit, niemandem Rechenschaft über mein Tun und Handeln ablegen zu müssen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Es war anfangs nicht mein Ziel, eine führende Position zu bekleiden, weswegen ich es wohl nicht geglaubt hätte, wenn mir vor 20 Jahren jemand gesagt hätte, daß ich eines Tages Leiter der Vermarktung der Ländle-Produkte sein werde. Ich denke, mein Umfeld sieht mich erfolgreicher, als ich es meiner Meinung nach tatsächlich bin. Ich habe zwar viele Ziele verwirklicht und bin zufrieden damit, andererseits bin ich ein zukunftsorientierter Mensch, der sich für sein Leben noch viel vorgenommen hat.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein Mut, große Dinge anzugehen, wo andere sich - aus Angst, zu versagen - nicht herangewagt hätten. Weiteres bin ich sozial sehr engagiert und kann andere leicht für etwas begeistern.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Das ganze Leben besteht aus Lernen - der minder Kluge lernt aus den eigenen Fehlern, und der Kluge lernt aus den Fehlern anderer. Ich hatte nie das Bedürfnis, alles selber erfinden zu müssen, da es auf der Welt schon alles gibt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ja, Herr Manfred Jenny, der bei der Firma Ospelt ebenfalls als Abteilungsleiter tätig war und ein guter Freund geworden ist. Wir absolvierten gemeinsam den Werkmeisterkurs, und obwohl ich ihn damals überzeugt hatte, mitzumachen, war er schließlich die treibende Kraft und hatte das Engagement, diesen mit Auszeichnung zu bestehen. Als ich mich beruflich veränderte und nach Vorarlberg zurückkehrte, warb ich ihn ab, sodaß wir heute wieder im selben Unternehmen arbeiten.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Das Kernproblem ist der viel zu hohe Fleischkonsum der Menschen. Fleisch sollte als Luxusgut erachtet werden und dementsprechend vergütet und auch konsumiert werden.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unser Unternehmen lebt vom Netzwerk und den Ideen der Mitarbeiter. Deshalb besteht mein Team aus Personen, die ich nur lenken muß, denn sie arbeiten selbständig und motiviert.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich arbeite an der Bewilligung, unser Marketingbudget auf eine Million Euro zu erhöhen.