Zur Karriere von Karl Wagner

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß von Volks- und Hauptschule absolvierte ich von 1980 bis 1983 eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann bei Julius Meinl. Ich war in der Filiale in der Wiener Alserstraße im Verkauf tätig, wo ich sämtliche Bereiche durchlief. Die Bedienung der Kundschaft wurde damals noch sehr individuell gestaltet. Nach Abschluß meiner Lehre leistete ich zunächst meinen Präsenzdienst ab und kehrte anschließend in meinen früheren Lehrbetrieb zurück, wo ich als Erster Verkäufer und Filialleiterstellvertreter tätig war. Als sich 1989 mein Vater dazu entschied, sein Geschäft Feinkost Wagner im ersten Wiener Gemeindebezirk zu vergrößern, kündigte ich bei Meinl und trat in das väterliche Unternehmen ein. Mein Vater hatte das Geschäft bereits 1960 übernommen und es von Grund auf umgebaut. 1989 wurde unser Geschäft dann um die doppelte Fläche vergrößert. 1995 ging mein Vater in Pension, was ihn aber nicht davon abhielt, auch heute noch im Geschäft zu stehen. Ich übernahm offiziell die Geschäftsführung, doch neben meinem Vater arbeitet auch meine Mutter heute noch stundenweise im Geschäft. Feinkost Wagner ist ein Delikatessengeschäft mit ausgesuchten Spezialitäten, führt aber auch normale Lebensmittel und gilt daher als gutbürgerliche Feinkosthandlung. Unser Angebot umfaßt täglich frische Aufstriche, Salate, Fleisch- und Käse- waren, exquisite Süßigkeiten der besten Hersteller, frisches Obst und Gemüse, frisch gepreßte Säfte, Teigwaren und Öle aus den Mittelmeerländern, hervorragende Weine aus den besten Anbaugebieten Österreichs, Italiens, Frankreichs und der Neuen Welt, exklusive Spirituosen und vieles andere mehr. Unsere Geschenkkörbe und -kassetten gibt es in allen Größen, und auf Wunsch stellen wir gerne einen individuellen Geschenkkorb zusammen. Auch unser Imbißangebot wurde im Laufe der Jahre kontinuierlich vergrößert. Wir stellten eine Köchin ein, die neben diversen Brötchen täglich zwei Menüs zubereitet. Unser Angebot wird vor allem von in der Nähe ansässigen Firmen genutzt, deren Angestellte mittags rasch etwas Gutes essen möchten. Unsere Speisen können mitgenommen werden, auch bieten wir Hauszustellung an. Für jeden Anlaß bieten wir ein hervorragendes Partyservice nach den Wünschen unserer Kunden, so stellen wir individuelle kalte Platten zusammen oder bieten exzellente Brötchen an. Da unsere Küche langsam zu klein für den großen Bedarf wird, werden ein weiterer Ausbau sowie eine Modernisierung durchgeführt. Neue Räumlichkeiten, neue Toiletten und Vorratsräume kommen hinzu. Meine Frau steht bei der Planung und Durchführung stets an meiner Seite, und auch der Hausherr, der selbst in meinem Geschäft mitarbeitet, ist mit unseren Plänen einverstanden.

Zum Erfolg von Karl Wagner

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, daß meine Ideen - beispielsweise der Umbau - auch von den Kunden angenommen werden. Derzeit ist unser Geschäft eine Baustelle, aber die Investitionen und die Mühen werden sich lohnen. Erfolg ist für mich dann gegeben, wenn ich meine Rechnungen bezahlen kann und auch etwas übrigbleibt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin stolz auf die Entwicklung des Geschäftes in den letzten Jahren.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich habe den richtigen Weg eingeschlagen und bin zur richtigen Zeit notwendige Risiken eingegangen. Mein Vater und ich ergänzten uns in unseren Vorhaben. Für den Einzelhandel waren damals die Voraussetzungen jedoch besser als heute, da sich die Kundschaft damals noch mit allem bei uns versorgte.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater war stets mein Vorbild, auch meine Vorgesetzten und vor allem die Verkäufer am Naschmarkt, deren Aktivverkauf ich sehr achte.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Bei meinen Mitarbeitern lege ich großen Wert auf Hausverstand, Arbeitswillen und Verläßlichkeit. Ich beschäftige vorwiegend Stammpersonal, das gerne bei mir arbeitet und den guten Arbeitsplatz schätzt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wenn das Privatleben nicht zu sehr forciert wird, kann ich es gut mit den beruflichen Belangen vereinbaren. Ein fünfwöchiger Urlaub ist mir zwar nicht möglich, aber schöne Wochenendausflüge mit Familie oder gar eine Urlaubswoche freuen uns auch sehr. Samstags und sonntags bleibt das Geschäft geschlossen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich nutze die Informationsabende, die von der Wirtschaftskammer angeboten werden. Es gibt immer wieder neue Vorschriften und Bestimmungen, die man zu beachten hat. Jährlich benötige ich ca. 14 Tage für Fortbildung in Verkaufsseminaren oder ähnlichem.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Disziplin und Lernwille, gutes Auftreten und Pünktlichkeit sind für jeden Beruf Voraussetzung. Fremdsprachen sind wichtig, vor allem Englisch. Privat und beruflich ist die Beherrschung der englischen Sprache notwendig. Der Wille zum Vorwärtskommen und eine gute Praxis, das Lernen von den Vorgesetzten - all dies trägt dazu bei, damit ein junger Mensch gut durchs Leben kommt. In meinem Metier ist keine Matura notwendig. Gute Handwerker werden immer gefragt sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist, eine Mischung aus Feinkostladen, Greißlerei und Basisrestaurant zu etablieren, wo unsere Kunden nach dem Einkauf Platz nehmen, eine Kleinigkeit essen und auch noch Brötchen für die Party daheim mitnehmen können - wie in Italien oft üblich. Ich möchte jedoch kein Feinkostrestaurant aufbauen. Bis Anfang nächstes Frühjahr werden unser Umbau und die Geschäftsrenovierung beendet sein.
Ihr Lebensmotto?
Von nichts kommt nichts.