Zur Karriere von Angela Lindner

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Matura an der Handelsakademie verbrachte ich ein Jahr in Rom, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern und meinen Horizont zu erweitern. Nach meiner Rückkehr begann ich ein Wirtschaftsstudium am Betriebswirtschaftszentrum der Universität Wien und nahm nebenher diverse Studentenjobs an, um mein Studium zu finanzieren. So war ich drei Jahre in einer namhaften Sprachschule tätig, wo ich hauptsächlich Botschaftsmitglieder betreute, bevor ich in einen deutschen Konzern wechselte. Der massenhafte Zulauf, den die Universität erfuhr, nahm ihr meiner Meinung nach den eigentlichen Charakter, nämlich jenen, der Raum für Diskussionen vorsieht und ein Infragestellen der Inhalte forciert. Daher entschied ich mich dafür, mein Studium an der Johannes-Kepler-Universität Linz fortzuführen. Dort lernte ich das Institut für Unternehmensgründung und Unternehmensentwicklung näher kennen, ein Stiftungslehrstuhl. Durch den Besuch von Lehrveranstaltungen in Wissenschaftsphilosophie wurde ich mit dem Thema Ethik vertraut und konnte diese neu gewonnenen Einsichten in meine mittlerweile errungene Position der Marketingverantwortlichen in dem deutschen Konzern, wo ich parallel zu meinem Studium bereits vier Jahre arbeitete, einbringen. Es war mir stets ein großes Anliegen, Theorie und Praxis zu verbinden. Als das Unternehmen aus Kostengründen die Marketingstelle abbaute, traf mich diese Entscheidung sehr. Ich widmete mich fortan rein meinem Studium. Obwohl mir die Konzernleitung nach meinem Weggang versichert hatte, die Türe stehe für mich nach Abschluß meines Studiums jederzeit offen, bekam ich keine Stelle, als es soweit war. Ich bewarb mich in weiterer Folge bei zahlreichen Unternehmen, konnte aber leider nicht am Arbeitsmarkt Fuß fassen. Über ein Personalberatungsunternehmen erhielt ich schließlich eine Anstellung in einem amerikanischen Konzern, wo ich sechs Monate lang tätig war. Die Vorbereitung meiner eigenen Hochzeit war für mich schließlich die Initialzündung, im August 2006 nach reiflicher Überlegung mein eigenes Unternehmen zu gründen, die Hochzeitsagentur Wedding Angel. Mein Unternehmen bietet qualifizierte Beratung, Planung, Organisation und Koordination bei Hochzeiten und privaten Veranstaltungen. Das Angebot umfaßt verschiedene Leistungspakete - für kleine bis anspruchsvolle Budgetrahmen. Je nachdem wieviel Verantwortung unsere Kunden uns übertragen wollen, recherchieren, organisieren und koordinieren wir einzelne Bereiche bis hin zur Gesamtplanung der Hochzeit. So kann das Brautpaar seinem großen Tag unbeschwert entgegenblicken und muß sich nicht unnötig verausgaben.

Zum Erfolg von Angela Lindner

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Beruf und Familie sind die wichtigsten Bereiche meines Lebens - um daher von Erfolg sprechen zu können, müssen diese beiden Bereiche in Einklang zueinander stehen. Erfolg bedeutet für mich, nach einem erfüllten Arbeitstag mein Handy abschalten und dann ruhigen Gewissens mit meinem Partner einen schönen Abend verbringen zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Der Schritt in die berufliche Selbständigkeit war eine sehr erfolgreiche Entscheidung, da ich damit mein Berufsleben in die eigene Hand genommen habe. Allerdings habe ich noch viel vor und freue mich auf zukünftige Herausforderungen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Als aufmerksame Zuhörerin erkenne ich rasch, welche Vorstellungen meine Kunden von ihrem Hochzeitsfest haben, und mein Realitätssinn hilft mir bei der Einschätzung, welche davon sich auch umsetzen lassen. Mein Erfolg beruht nicht nur auf Ehrlichkeit, Offenheit und Transparenz, sondern auch auf meiner absoluten Zuverlässigkeit. Ich bin nie ohne Notebook und Terminkalender unterwegs und habe mir auch angewöhnt, Anfragen innerhalb von zwei Stunden zu beantworten. Beruflicher Erfolg setzt zudem ein gutes Netzwerk an Kooperationspartnern voraus.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Probleme treten dann auf, wenn Vereinbarungen nicht gehalten werden, oder wenn Lieferverzögerungen entstehen. Oft nehme ich Probleme bereits intuitiv im vorhinein wahr und kann mich so besser darauf einstellen. Bei zwischenmenschlichen Problemen, die zum Glück selten der Fall sind, halte ich mich so gut als möglich zurück.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Als Angestellte eines Konzerns ist mir nicht entgangen, mit welchen Vorurteilen Frauen oft zu kämpfen haben. So werden Beförderungen von weiblichen Mitarbeitern nicht immer ihrer Kompetenz oder Leistung zugeschrieben, sondern auch einer vermeintlichen Beziehung zu einem einflußreichen Mann im Unternehmen. Die berufliche Selbständigkeit bereitet mir als Frau jedoch keinerlei Probleme. Erklärungsbedarf entsteht höchstens, wenn jemandem nicht klar ist, was der Tätigkeitsbereich eines Wedding Planers umfaßt. In dieser Hinsicht gilt es dann für mich, so manches Vorurteil von Unternehmen, mit denen ich im Rahmen der Hochzeitsvorbereitung zusammenarbeite, dem Wedding Planning gegenüber zu entkräften. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Mein Motto lautet: „Teile und herrsche!“ In den USA steht das Tun im Mittelpunkt, in Europa der Konkurrenzgedanke.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich rate dazu, nicht nur über seine Träume zu reden, sondern sie auch zu verwirklichen. Beharrlichkeit ist in diesem Zusammenhang eine wesentliche Voraussetzung. Eine fundierte Ausbildung kann von Vorteil sein, doch gleichzeitig sollte man auch großen Wert auf seine Persönlichkeitsbildung legen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Im Jänner kommt mein Sohn auf die Welt, und dann gilt mein Bemühen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Ihr Lebensmotto?
Mein Motto richtet sich nach der Lebenslage: Die Erde dreht sich weiter, und jeden Tag geht die Sonne auf hilft mir, wenn ich einmal einen Auftrag nicht bekomme. Auch das geht vorbei tröstet bei Zweifeln und kleinen Krisen.