Zur Karriere von Ludwig Bertl

Was war wesentlich für Ihren Werdegang? Ich habe die Volks-, Haupt- und Handelsschule besucht und seit 1955 in verschiedenen Gemischtwarenhandlungen gearbeitet. Später habe ich das Bundesheer absolviert und anschließend bin ich in den elterlichen Betrieb, ebenfalls ein Gemischtwarenhandel, eingetreten. Meine ganze Verwandtschaft war eine große Kaufmannsdynastie, da habe ich zwischendurch auch in anderen Betrieben gearbeitet. 1972 ist dann der Vater in Pension gegangen und ich habe den Betrieb übernommen. 1977 haben wir den Betrieb ausgebaut und 1982 in Amstetten eine Filiale eröffnet. Mit dieser Filiale sind wir 1992 in eine ehemalige Konsum-Filiale übersiedelt.

Zum Erfolg von Ludwig Bertl

Was ist für Sie persönlich Erfolg? Für uns kleine Lebensmittelhändler ist Erfolg, daß wir immer noch überleben. Denn ich rechne damit, daß es in 10 Jahren nur mehr zwei oder drei Großbetriebe geben wird. Wir sind eine aussterbende Spezies. Ein Betrieb muß eine gewisse Größe haben, um wirtschaftlich geführt werden zu können, was für viele Privatbetriebe nicht zutrifft.Wie lautet
Ihr Erfolgsrezept?
Man muß Liebe zum Beruf entwickeln und sich mit der Tätigkeit identifizieren. Man darf nicht betriebsblind werden, sondern muß mit offenen Augen durchs Leben gehen und Neuem gegenüber aufgeschlossen reagieren. Ich habe zwei Söhne, der eine ist der geborene Geschäftsmann, der andere Theoretiker.Haben Sie Ihre Tätigkeit angestrebt? Aufgrund der Berufe der Eltern und der Verwandtschaft war mir dieser Beruf vorgegeben. Meine Mutter ist früh verstorben und somit bin ich ziemlich schnell in den Lebensmittelhandel hineingewachsen.Welche Rolle spielt die Familie? Mein Sohn arbeitet freiwillig im Geschäft mit. Ich gehe um halb sieben Tennis spielen oder beschäftige mich anderweitig. Aufgrund Kundenbefragungen gibt es bei uns keine langen Samstage. Aber wahrscheinlich werden die Samstag-Öffnungszeiten nicht mehr lange ausbleiben. Bei uns ist die ganze Familie im Betrieb involviert, denn ohne eigene Familienmitglieder wäre eine positive Geschäftsentwicklung nicht denkbar.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Für mich ist das persönliche Gespräch sehr aufschlußreich. Bei den Lehrlingen mache ich Tests, was jedoch keine Garantie für deren Qualität darstellt. Nach dem Gespräch kann ich bereits entscheiden, ob der Bewerber eventuell zu uns ins Team paßt oder nicht. Einen guten Mitarbeiter für die Feinkost zu finden ist absolut schwierig, weil es kaum noch Fleischhauer gibt. Gerade die Feinkost ist eine sensible Abteilung, in der man mit falschen Mitarbeitern Schaden anrichten kann.Woher erhalten Sie Anerkennung? Anerkennung freut mich und ich bin in der glücklichen Lage, daß wir mehr Lob als Beschwerden erhalten.Welche Rolle spielen Niederlagen? Eine Niederlage ist für mich eine Beschwerde von Kunden, die jedoch nach Behebung sofort vergessen wird.Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft? Meine Mittagspause ist mir heilig. Außerdem bin ich leidenschaftlicher Tennisspieler und diesen Sport pflege ich zwei- bis dreimal die Woche.Welche Ziele möchten Sie noch erreichen? Mir wird sicher nicht langweilig, da ich mich im Sportverein betätige. Derzeit bespreche ich ein Projekt mit meinem Sohn, welches ich jedoch nicht allein realisieren möchte.Welchen Ratschlag möchten Sie weitergeben? Jeder bekommt seine Chance, die er erkennen und nutzen sollte.