Zur Karriere von Johannes Newrkla

Welche waren die wichtigsten Stationen Ihrer Karriere? Nach der Matura 1966 besuchte ich kurzfristig die Technische Universität Wien, um Architektur zu studieren. Nach vier Semestern sattelte ich um, und studierte Handelswissenschaften und Marketing an der Wiener Universität Wien. Von 1968-74 war ich als Lebzelter und Wachszieher mit einem kunsthandwerklichen Kleinbetrieb selbständig, ich führte diesen Betrieb, der Wachsmodeln erzeugte und nach Amerika exportierte, damit finanzierte ich mein Studium. 1975-80 war ich für fünf Jahre bei einer kleinen Wiener Werbeagentur, ich begann als Mädchen für alles und war kurze Zeit später Agenturleiter. Immer mit dem Ziel, mich eines Tages selbständig zu machen. Auf Empfehlung guter Freunde wollte ich noch zwei Jahre in der besten Werbeagentur Österreichs dazulernen, bevor ich mein eigenes Projekt startete, daraus wurden 20 Jahre. Bei meinem Eintritt bestand diese Agentur bereits zehn Jahre, und hatte 1980 14 Angestellte bei 135 Millionen Schilling Umsatz. Heute sind wir über 130 Mitarbeitern und setzen knapp zweieinhalb Milliarden um. In diesen 20 Jahren hat sich die Agentur verzwanzigfacht. Die Werbeagentur ist nicht nur international, und in Österreich die meist ausgezeichnete Agentur, was Kreativ Preise betrifft, sondern sie hat auch die meisten Effis (Preis für effiziente Werbung) im deutschsprachigen Raum. Anfang des Jahres 2001 begann für mich ein neues Berufsleben. Vom Mitgesellschafter und Geschäftsführer der größten Agentur Österreichs, zum kreativen Jolly Joker der Werbebranche. Wir sind eine Agentur in einer neuen Dimension, die das Denken der bisherigen Agenturnetzwerke von der Idee her auf den Kopf stellt. Nämlich eine Netzwerkagentur, die das neue Medium Internet dazu benützt, um die bestmöglichen Projektteams auf der ganzen Welt für ein spezielles Projekt zusammenzubringen, wenn auch nur virtuell. Damit ist es möglich, daß ein Kreativteam aus Amsterdam für einen Kunden in Stockholm oder Wien, mit strategischem Know-how aus London, eine Kommunikationsstrategie entwickelt. blue tango als Agentur ist die Plattform dazu, die in Wien ihren Sitz hat und sich ausschließlich den Aufgaben widmet, die die Kernkompetenz einer Werbeagentur darstellt, nämlich Kreativität und Beratung.

Zum Erfolg von Johannes Newrkla

Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich eigentlich immer nur Dinge gemacht habe, die mir großen Spaß bereitet haben.Was ist
Ihr Erfolgsrezept?
Immer wieder was Neues, immer wieder was anderes, nie dasselbe. In der Werbung ist es so, sie haben mit interessanten Menschen zu tun, die ein Problem lösen wollen, manchmal ist es auch ein Kommunikationsproblem. Für mich ist es die Chance, nicht nur den Menschen kennen zu lernen, sondern auch was es heißt, ein Auto zu produzieren und zu vermarkten. Oder was es für Probleme gibt, wenn man ein Land wie Österreich in die Europäische Union führen will. Ich war der Kreativ-Verantwortliche der langjährigen Europäischen Union-Informationskampagne der Bundesregierung, die zum Beitritt zur Europäische Union 1994 geführt hat.
Haben Sie Vorbilder?
Frank Loyd Wright, weil er in der Architektur gezeigt hat, was machbar ist. Howard Gossage, weil für ihn Werbung die schönste Nebensache der Welt war und man den Humor auch nach 40 Jahren noch so frisch spürt wie damals.Gibt es jemanden, ohne den Sie nicht so weit wären? Meinen Vater, weil er mir angekündigt hat, daß nichts aus mir wird, obwohl ich vieles getan habe, nur um es meinem Vater zu beweisen. Mario Demner, mein Partner über 20 Jahre, weil er für alles nach einer besseren Lösung gesucht hat. Wann waren Sie zuversichtlich, daß es mit dem Erfolg funktionieren würde? Als man mich vor 20 Jahren in die größte Werbeagentur Österreichs, nach dreimonatigen Verhandlungen, zu meinen Bedingungen aufgenommen hatte.Wie gehen Sie mit Rückschlägen um? Ich habe gelernt, daß es verlorene Zeit ist die eigenen Wunden zu lecken, viel besser ist es, eine gewisse Arroganz zu kultivieren. (Billy Wilder: Mißerfolge haben mich nur noch arroganter gemacht). Wie werden Sie von Freunden gesehen? Als absolut normalen, an allem und jedem interessierten Menschen und wahrscheinlich erfolgreichen Werber.Wie werden Sie von Mitarbeitern empfunden? Eher als kollegial, ein wenig chaotisch und mit wenig Zeitbudget außerhalb der Meetings.Wie sieht Sie die Familie? Wochentags sieht man mich eher selten. An Wochenenden bin ich ein fast neurotischer Familienmensch. Scharre die gesamte Familie um mich und bin ein Art Patrone, ohne die entsprechenden Rechte natürlich. Ich bekoche sie alle, es gibt kaum ein Wochenende, wo wir mit weniger als zwölf Personen um den Tisch sitzen.Erfahren Sie Anerkennung? Zu wenig, obwohl ich immer glaube, daß ich aus diesem Alter heraus bin, wo ich Anerkennung brauche, beobachte ich oft, wie gut mir Bestätigung tut.
Woraus schöpfen Sie Kraft?
Nur aus der Familie.
Ihre Ziele?
Meine neu gegründete Firma zu einem erfolgreichen Experiment zu machen, die irgendwie auch einmal ohne mich laufen kann.Ihr Ratschlag für Erfolg? Arbeite an Deinem Portfolio, das heißt, wir denken heute nicht mehr in Karrieren, sondern in Erfahrungen. Und diese Erfahrungen sollten für unsere Branche enorm wichtig sein, das ist das Gegenteil von dem, was man heute auf der Universität lernt.