Zur Karriere von Gerald Weidler

Wie war Ihr Werdegang?
Mein Urgroßvater, Papierfabrikant in Deutschland schickte seine Söhne nach Wien, um das Medium des Großhandels zu lernen. Mein Großvater blieb hier und betrieb zunächst seit 1882 einen Großhandel mit Papier, dem später ein Fachgeschäft für Papier und Büroartikel am Wiener Graben angeschlossen worden ist. Bei einer Vertragsunterzeichnung lernte er dann ein völlig neues Schreibgerät kennen, die Füllfeder. Er erkannte sofort die Zukunft und begann als Erster in Österreich Füllfedern zu importieren. Als nach der Jahrhundertwende die fabrikmäßige Erzeugung dieser Schreibgeräte begann, löste er das bisherige Papiergeschäft auf und gründete wieder am Graben ein Spezialgeschäft für Schreibwaren. Wir sind das älteste Spezialgeschäft Österreichs, hier in 1010 Wien, am Graben 26. Vorgesehen war, daß mein Bruder das Geschäft übernimmt. Ich war sportlich sehr engagiert als Schwimmer im österreichischen Kader. 1950 kam dann das Angebot von Herrn Dr. Hans Haas mit ihm zu arbeiten und ich habe gerne angenommen. Aus dieser Zusammenarbeit entstand vor allem der Film Abenteuer im roten Meer, der in Cannes mit der goldenen Palme ausgezeichnet wurde. Dann verunglückte mein Bruder und es galt mich zu entscheiden. Der Entschluß an Land zu gehen und nur noch in meiner Freizeit zu tauchen fiel mir sehr schwer, dennoch beschloß ich letztendlich die Familientradition fortzuführen. Ich übernahm das Geschäft, oder was Bomben und Plünderung übrig geblieben war. Der nächste Schritt war dann der Großhandel, den wir aber 1954 ausschließlich auf den Vertrieb im Rahmen von Generalvertretungen umgestellt haben. Wir vertreten exklusive Weltmarken allein am österreichischen Markt. In Schulungen und Seminaren geben wir unsere Kenntnisse an unsere Fachhändler gerne weiter. Eine von mir erkannte Marktnische und neuer Firmenzweig wurde die Direktbelieferung der Industrie mit Werbe- und Geschenkartikel im gehobenen Schreibwarenbereich und besondere Kleinlederwaren, die unsere namhaften Marken mitgebracht haben. Wir wurden einer der Hauptimporteure von Kugelschreibern in Österreich. Für die Werbeanbringung ist im eigenen Haus gesorgt, wir prägen, gravieren, ätzen, lasern und führen Siebdrucke aus. Diese Abteilung befindet sich in 1190 Wien, in der Hardtgasse, wo auch unser Lager ist. Der Sitz der Geschäftsleitung ist in der Peter-Jordanstraße. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs haben wir Firmen mit gleicher Struktur in Tschechien, Slowenien, Ungarn, Kroatien und in der Slowakei gegründet. Zur Zeit beschäftigen wir in Österreich 40 Mitarbeiter. Auf Grund unserer Tradition, mein Sohn Harald ist bereits die vierte Generation und unserer Spezialisierung sind wir nicht nur in Europa bekannt: Weidler wenn´s um´s Schreiben geht! Meine Tauchtätigkeit führte mich auf die Malediven, wo man an mich mit der Bitte herangetreten ist, das Land konsularisch zu vertreten. Für diese Aufgabe fühle ich mich seit 1988 verantwortlich.

Zum Erfolg von Gerald Weidler

Was bedeutet für Sie Erfolg? Da ich durch den Sport geprägt bin, würde ich Erfolg als Sieg definieren. Er ist eine Quittung für sehr viel Leistung!Was ist
Ihr Erfolgsrezept?
1954 habe ich mir selbst eine Leitlinie vorgegeben, die uns zum Erfolg geführt hat und an der mein Team bis heute festhält. Die Tatsache, daß auch junge Menschen an meinem Leitbild nichts reformieren wollen, erfüllt mich mit Stolz. Der Sinn für das Schöne war bei meinem Geschäft Voraussetzung, ich bin ein guter Zuhörer und ein noch besserer Beobachter, das hilft mir Dinge zu klassifizieren. Man muß klare Richtlinien haben und sich trotzdem der Zeit anpassen! Ohne Disziplin funktioniert gar nichts, - aber als Sportler hatte ich genügend Gelegenheit Disziplin zu üben!Hatten Sie ein Vorbild? Ich war in einer Elite-Schule, die mich sehr geprägt hat!Gab es Rückschläge?
Wie gehen Sie damit um?
Das Negative ist ein Teil des Lebens! Nichts was man sucht,- deshalb einfach verbessern: Analyse - Diagnose - Therapie!Wie sieht man Sie? Ihre Freunde: Meine Freunde sehen mich als einen für Notsituationen, verläßlich zum Anlehnen, Einer der die Verantwortung nicht scheut! Ihre Mitarbeiter: In der Hierarchie eines Unternehmens muß es Anordnungen geben! Langjährige Mitarbeiter verstehen mich, junge Leute müssen manchmal erst verantwortungsbewußte Zusammenarbeit lernen. Ich liebe Partner! In einem Getriebe müssen alle Räder funktionieren! Unser Oberstes war immer das Teamwork, - aber ich habe die Verantwortung für das Schiff. Ihre Familie: Es besteht eine große Freundschaft mit meinen Kindern! Ich bin der Patriarch, man verläßt sich auf mich!
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Ja, das ist schon wichtig, aber ich bin sehr selbstkritisch: Mehr Sein als Scheinen war immer meine Devise!
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Aus der Tatsache, auf dieser herrlichen Welt leben zu können!Was wollen Sie noch erreichen? Weiter mein Leitbild durchzusetzen, es soll kontinuierlich weitergehen, die Dynamik soll erhalten bleiben.Vielleicht noch ein Tip für die Um- und Nachwelt? Man muß viele Wege gehen. Je mehr Kenntnisse man so erlangt, um so leichter tut man sich im Leben. Nicht alles als selbstverständlich wahrnehmen, dadurch beraubt man sich. Junge Menschen sollten versuchen, zu den Grundwerten zurückzufinden.