Zur Karriere von Josef Ungler

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Pflichtschule lernte ich das Tischlerhandwerk und übte meinen Beruf 18 Jahre lang aus, bevor ich in die Niederösterreichische Landesregierung wechselte. Ich bin schon seit meiner Jugend politisch tätig. 1982 wurde ich erstmals in den Gemeinderat gewählt, seit September 1994 bin ich Bürgermeister dieser Marktgemeinde. Ich bin darüber hinaus als Ausbilder in der NÖ-Landesfeuerwehrschule in Tulln tätig. Die Ausbildungstätigkeit umfaßt zwar alle Richtungen, wie z.B. Technik, Schadstoffe, usw., in letzter Zeit beschäftige ich mich aber hauptsächlich mit der Führungskräfteausbildung. Für meine Tätigkeit als Bürgermeister bin ich teilweise vom Dienst freigestellt. Die Marktgemeinde besteht aus 23 Katastralgemeinden, sie ist einwohner- und flächenmäßig die zweitgrößte Gemeinde im Bezirk Tulln. Die Entwicklung unserer Kommune erfolgte sehr rasant. Sie sind ein beliebtes Zweitwohnsitzziel der Wiener, daher zählen wir 1.500 Zweit- und 6.800 Hauptwohnsitze. Wir konnten in den letzten zehn Jahren einen Einwohnerzuwachs von 15 Prozent verzeichnen. Das Gemeindegebiet umfaßt eine landschaftlich reizvolle Gegend vom Wienerwald bis zum Tullner Becken. Ich bin sehr glücklich, daß der Kanalbau zu fast 100 Prozent, und die Wasserversorgung komplett abgeschlossen ist. Es wurde auch sehr viel in unsere Jugend investiert. Durch unsere fünf Kindergärten haben wir eine flächendeckende Auslastung, die Volksschule wurde um fünf Klassen erweitert, die Hauptschule wurde ebenfalls vergrößert. Das Thema Schulwegsicherheit wurde sehr ernst genommen, wir bauten bei der Volksschule einen Busbahnhof. In unserem Gemeindegebiet befindet sich auch ein sonderpädagogisches Zentrum, das sich in letzter Zeit immens entwickelt hat. Im Jahr 2001 haben wir in der Volksschule eine Nachmittagsbetreuung eingerichtet. 1998 wurden wir vom Land als jugendfreundlichste Gemeinde ausgezeichnet. 1997 haben wir begonnen, die alte K.u.K.-Poststation zu revitalisieren. Das Areal wurde von der Gemeinde angekauft, das Postgebäude ist das jetzige Rathaus, und in den ehemaligen Stallungen werden kulturelle Veranstaltungen abgehalten. Im Jahr 2001 feierten wir die 950-jährige urkundliche Ersterwähnung von Sieghartskirchen.

Zum Erfolg von Josef Ungler

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Grundsätzlich wünscht sich jeder Erfolg. Für mich bedeutet Erfolg, daß ich in der Gemeinde etwas bewegen kann. Ich sehe, daß man in der Kommune sehr viel bewegen kann und die Bevölkerung sehr glücklich ist.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich unterhalte mich gerne mit der Bevölkerung und habe ein sehr gutes Verhältnis zu den Menschen. Dieser direkte Kontakt gibt mir das Feedback für meine Arbeit.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich war in der Gemeinde sehr gut bekannt, weil ich schon seit meiner Jugend in der Feuerwehr aktiv tätig war. Ich bin ein geselliger Mensch und besuche gerne verschiedene Veranstaltungen. Ich glaube auch, daß meine Geradlinigkeit für meinen Erfolg ausschlaggebend ist.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Vor der Übernahme des Bürgermeisteramtes stellte ich mir die Frage, ob ich diese Anforderungen erfüllen könnte. Da meine Kinder zu diesem Zeitpunkt bereits im Berufsleben standen, meine Frau nichts dagegen hatte und mein Dienstgeber einverstanden war, entschied ich mich, diese Herausforderung anzunehmen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ja, das war der vorletzte Bürgermeister von Sieghartskirchen, Herr Kogler. Er hat mich politisch eingeführt, mich bei den Entscheidungen unterstützt und ist mir zu Beginn meiner Amtszeit mit Rat und Tat zur Seite gestanden.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Das aktuellste und größte Problem ist die Sicherung der Gemeindefinanzen. Bund und Land übertragen immer mehr Aufgaben an die Gemeinden, aber die finanziellen Mittel werden immer begrenzter. In Zukunft werden Überlegungen notwendig sein, wie man die Gemeinden finanziell stärken kann, damit sie ihre Aufgaben auch erfüllen können. Die Gemeinden brauchen die Finanzkraft, um die Bauwirtschaft ankurbeln zu können.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich habe sehr gute Mitarbeiter, die mich bei meinen vielfältigen Aufgaben optimal beraten. Daher spielen die Mitarbeiter eine sehr große Rolle beim Erfolg. Ich kann mich auf mein Team vollkommen verlassen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wir schreiben jede offene Position aus. Einer unserer geschäftsführenden Gemeinderäte entwickelte ein Verfahren für die Grobauswahl. In der Folge werden persönliche Gespräche geführt und anschließend entscheiden wir uns aufgrund der Vorgaben. Mit dieser Methode hatten wir in der Vergangenheit großen Erfolg und konnten sehr gute Mitarbeiter in den Gemeindedienst aufnehmen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Unsere Mitarbeiter können ihre Arbeit selbstverantwortlich gestalten. Wenn die Ergebnisse erfolgreich sind, gibt es eine Belobigung.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe eine sehr verständnisvolle Familie. Meine Gattin begleitet mich meist zu den öffentlichen Terminen und ist meiner Arbeit gegenüber sehr aufgeschlossen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich absolviere immer wieder Kurse, die mir die Arbeit als Bürgermeister erleichtern.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
In dieser Position muß man den Problemen der Bevölkerung sehr offen gegenüberstehen, Offenheit und Ehrlichkeit sind die wichtigsten Eigenschaften. Man darf den Leuten nichts versprechen, was man nicht halten kann. Ganz wichtig ist es, auf die Menschen zuzugehen, die Probleme zu verstehen und zu versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte die Gemeinde weiterhin so betreuen, daß alles zum Wohle der Gemeindebürger geschieht. Ein weiteres wichtiges Ziel besteht darin, einen Nachfolger zu finden und aufzubauen.
Ihr Lebensmotto?
Viel mit den Leuten reden, gute Ideen umsetzen.