Zur Karriere von Johannes Bayer

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Volkschule in Kapelln besuchte ich das Gymnasium in St. Pölten. Im Anschluß maturierte ich an der HTL für Wirtschaftsingenieurwesen in St. Pölten. Nach dem Präsenzdienst trat ich in den elterlichen Betrieb ein, den ich mit Beginn 2001 als Geschäftsführer übernahm. Der Betrieb beschäftigt sich mit dem Großhandel mit Schrauben und Verbindungstechnik, wir spezialisieren uns zunehmend auf den Industriebereich. Der Start erfolgte 1990 mit dem Schraubengroßhandel in einem Geschäft in Herzogenburg. Zu unseren wichtigsten Kunden zählten damals Kleinbetriebe und Privatkunden aus den umliegenden Gemeinden. Dieser Detailverkauf ging mittlerweile von 75 auf zehn Prozent des Umsatzes zurück, wir beliefern inzwischen Industrie- und Handelsbetriebe am gesamtösterreichischen Raum. Wir haben uns im Laufe der Zeit auf Sonderanfertigungen in der Verbindungstechnik spezialisiert, die wir im EU-Raum fertigen lassen. Wir führen zwar auch handelsübliche Schrauben, unsere Produktpalette umfasst ca. 25.000 Artikel, aber 75 Prozent des Umsatzes liegt im Bereich der Sonderanfertigungen. Diese Anfertigungen werden vom Produzenten direkt an den Kunden geliefert, dadurch konnten wir unseren Personalstand sehr gering halten. Die Idee zur Unternehmensgründung entstand aus einem banalen Bedürfnis: wir benötigten für den Bau eines Wintergartens Spezialschrauben und waren über die Höhe des Preises entsetzt. Nach eingehender Recherche bei einigen Produzenten und Großhändlern wurde uns bewußt, welche Margen bei diesen Produkten aufgeschlagen werden. Der Firmenstart war sehr zäh, es war für den Betrieb überlebenswichtig, daß wir uns auf Sonderschrauben spezialisierten.

Zum Erfolg von Johannes Bayer

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich dauerhafte finanzielle Sicherheit. Kurzfristigen Erfolg kann man schnell erreichen, der wahre Erfolg ist nur dann gegeben, wenn er langfristig anhält. Mit der Steigerung der Quantität darf die Qualität nicht sinken.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Zur Zeit ja, weil das Unternehmen wächst und ich mich in einer finanziell sicheren Situation befinde.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die Intensität der Arbeit. Ich wohne direkt am Arbeitsplatz, arbeite zwischen 60 und 70 Stunden in der Woche und nehme mir pro Jahr nur eine Woche Urlaub.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater, der die Firma gegründet hat. Ich bin in diesen Betrieb hineingewachsen und habe ihn freiwillig, ohne Druck und Zwang durch meine Eltern, übernommen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Das größte Problem, mit dem wir zu kämpfen haben, ist die Konjunktur. Die Konkurrenz schläft auch nicht. Ein Problem ist die Tatsache, daß in unserer Branche der Besteller nicht der Verarbeiter unserer Produkte ist. Der Wissensstand zwischen technischem und kaufmännischem Personal ist sehr unterschiedlich, wir kämpfen damit, den richtigen Spezialisten für Rückfragen zu finden.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen eine sehr wichtige Rolle für den Erfolg des Betriebes. Zuverlässigkeit und Loyalität gegenüber dem Unternehmen sind die wichtigsten Faktoren.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich entscheide mich nach der Ausbildung des Bewerbers und nach meiner subjektiven Auffassung seiner Arbeitsbereitschaft zur Zusammenarbeit mit Mitarbeitern.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Unsere Mitarbeiter haben in puncto flexibler Arbeitszeit viele Freiheiten. Durch die geringe Mitarbeiterzahl herrscht in unserem Unternehmen auch ein fast familiäres Verhältnis.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das Privatleben vermischt sich sehr stark mit dem Berufsleben. Ich habe vielleicht objektiv gesehen wenig Freizeit, durch meine Selbständigkeit aber wiederum sehr viele Freiheiten.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Für die branchenspezifische Fortbildung verwende ich sehr viel Zeit, man lernt in dieser Branche nie aus. Messebesuche gehören ebenso dazu wie das aktuelle Fachwissen über neue Werkstoffe. Die Weitergabe dieses Fachwissens ist auch ein Service für unsere Kunden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wichtig ist die Offenheit für die Branche, der Weitblick für Kunden. Die Zeiten, wo man sagte: „Ich bin ein regionaler Händler“, sind vorbei. Heute kann jeder seine Produkte überregional vertreiben. Man muß sich auch immer Wege für alternative Geschäftsfelder offenhalten. Es ist wichtig, sich die besten Kunden zu suchen, und zu versuchen, bei diesen Kunden Erfolg zu haben. Es ist besser, für einen Kunden zu 100 Prozent der Beste, als für 100 Kunden zu einem Prozent der Beste zu sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte den Umsatz in den nächsten fünf Jahren verdoppeln und mich als Industriezulieferer etablieren. Darüber hinaus möchte ich zum richtigen Zeitpunkt in den zukünftigen EU-Ländern als Zulieferer präsent sein.
Ihr Lebensmotto?
Niemals aufgeben.