Zur Karriere von Wolfgang Sauerzapf

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Matura studierte ich Betriebswirtschaftslehre in Wien, wobei ich großes Augenmerk auf eine sehr breite fachliche Ausbildung legte und mich auf die Bereiche Informatik, sowie Klein- und Mittelbetriebe spezialisierte. Parallel zu diesem Studium, studierte ich einige Semester Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, sowie Politikwissenschaft. Während des Studiums arbeitete ich (in den Ferien und in meiner Freizeit), schließlich machte ich mich gemeinsam mit meiner ersten Frau selbständig und war als Kleinunternehmer tätig, da ich mir meine Ausbildung selbst finanzieren mußte. 1989 erfolgte meine Sponsion und in der Folge trat ich bei Elin ein, wo ich – als Wirtschaftsinformatiker, bzw. mit Spezialisierung auf Klein- und Mittelbetriebe eher durch Zufall – im Controlling tätig war. In diesem Industriegroßunternehmen genoß ich eine sehr gute Basisausbildung, ich war dort drei Jahre lang tätig und leistete in der Zwischenzeit den Zivildienst ab. 1992 trat ich bei Semperit Holding AG (dem Hersteller technischer Produkte) ein und betreute als Controller den Bereich Kostenrechnung und diverse betriebswirtschaftliche Projekte im Werk Wimpassing mit rund 1.000 Mitarbeitern. Nach etwa zwei Jahren ergriff ich die Chance, nach Frankreich zu gehen, wo Semperit ein Tochterunternehmen besitzt. Dieses Angebot passte privat gut in mein Konzept und so machte ich den Schritt nach Frankreich, der mir außerordentlich viel an Erfahrung brachte. Ich lebte zwei Jahre lang in Paris und war in diesem Unternehmen als einziger Österreicher tätig; gemeinsam mit dem Management gelang es, das Unternehmen wieder erfolgreich zu machen. Obwohl dieser Schritt für mich zunächst ein Sprung ins kalte Wasser war (ich verfügte über keine besonderen Französischkenntnisse, man hatte mich von Österreich aus in den Betrieb eingesetzt und die Akzeptanz war anfangs nicht sehr hoch), genoß ich meine Zeit in Frankreich schließlich sehr, weil ich auch privat die Gelegenheit hatte, mir das Land anzusehen, die französische Lebensart kennenzulernen und den „Schrebergarten“ Österreich einmal aus der Distanz zu betrachten. Nach zwei Jahren – Magna expandierte damals mit Headquarter in Österreich in ganz Europa – wurde ich von einem Headhunter angesprochen, und obwohl mir der Name Frank Stronach nichts sagte, klang die Aufgabe sehr interessant, die an mich herangetragen wurde. So wickelte ich in der Folge Akquisitionsprojekte für den Konzern in ganz Europa ab. 1998 schlossen wir schließlich mit dem Kauf der Steyr-Daimler-Puch AG das letzte und größte Akquisitionsprojekt ab, der in den österreichischen Medien hohe Wellen schlug. Im Juni desselben Jahres wurde ich (mit 33 Jahren) in den Vorstand der Steyr-Daimler-Puch AG berufen, wo ich bis dato tätig bin. Meine Hauptaufgabengebiete erstrecken sich über Finanzen, Personal, Recht und Administration.

Zum Erfolg von Wolfgang Sauerzapf

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet, das zu erreichen, was ich mir vorgenommen habe.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich, weil ich bis dato viele meiner Ziele erreichen konnte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich versuche, mich generell auf das Wesentliche zu konzentrieren und bin ein Mensch, der sich nicht verzettelt. Dies gelingt mir, weil ich mir Prioritäten setze und versuche, alles andere aus meinen Gedanken zu bannen und mich damit nicht zu belasten. Somit kann ich alles Wichtige der Reihe nach abhaken. Natürlich spielt auch das Glück eine gewisse Rolle; nämlich dahingehend, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand und empfinde mich immer dann als erfolgreich, wenn es mir gelang, meine Ziele zu erreichen – also beispielsweise schon in der Volksschule, wenn ich eine gute Note bekam; als ich mein Studium abschloß, als ich die Situation in Frankreich meisterte, wenn ich eine Akquisition bei Magna positiv über die Bühne bringen konnte oder dieses Werk in einen kanadischen Konzern integrierte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich habe in sehr vielen Situationen erfolgreich entschieden – also etwa in allen vorhin erwähnten Beispielen
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Beides hat seine volle Berechtigung! Man kann auch als Fast Follower sehr erfolgreich sein; es kommt meiner Meinung nach darauf an, ob man von etwas überzeugt ist. Nur nachzuahmen um des Nachahmens willen ist sicher nicht der richtige Weg, wenn etwas jedoch wirklich gut ist, habe ich keine Scheu, es zu kopieren.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es gibt einige Persönlichkeiten, von denen ich lernen konnte – so etwa der derzeitige General- Direktor der Semperit AG, Herr Reinhard Zellner, der mich während meiner Zeit in diesem Unternehmen entsprechend führte und förderte. Dasselbe gilt heute für Siegfried Wolf und – für Frank Stronach.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung ist für mich die persönliche Befriedigung, meine Ziele erreicht zu haben und das Feedback meines Umfeldes zu erhalten, daß diese Ziele mit jenen meines Umfeldes übereinstimmen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Unsere 6.000 Mitarbeiter spielen eine dominierende Rolle beim Erfolg des Unternehmens. Im wesentlichen versuche ich, die Rahmenbedingungen herzustellen, um Erfolg zu ermöglichen und sie im Sinne einer Vertrauensbasis kooperativ zu führen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Abgesehen von der fachlichen Kompetenz, die ich voraussetze, sind weitere wesentliche Kriterien, die ich in der Zusammenarbeit mit Mitarbeitern verlange, soziale Kompetenz und geistige Flexibilität.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich lasse meine Mitarbeiter am Erfolg teilhaben; wann immer ein Projekt positiv abgeschlossen wird, versuche ich es als Erfolg der Mitarbeiter zu präsentieren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich strebe nach persönlicher Freiheit und Unabhängigkeit und möchte für mich selbst immer in der Situation sein, so zu entscheiden, wie ich es für richtig halte.
Anmerkung zum Erfolg?
Erfolg hat immer damit zu tun, jenen Dingen nachzugehen, an denen man Freude hat und durch die man persönliche Befriedigung erlangen kann. Erfolg beruht auf dem subjektiven Empfinden, etwas gemacht zu haben, das mich zufriedenstellt. Ob dieser Erfolg auf der Züchtung einer Rose, beruflicher Karriere oder privatem Glück beruht, ist dabei unerheblich.