Zur Karriere von Elisabeth Zenk

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nachdem ich die Pflichtschule abgeschlossen hatte, war es für mich nicht leicht, eine Lehrstelle zu finden und ich fragte schließlich in einer Firma in Wien Favoriten, ob man mich aufnehmen würde. Dort suchte man zwar nicht nach einem Lehrling, aber meine Art dürfte meiner zukünftigen Chefin gefallen haben, und so stellte sie mich ein. In der Folge war ich 17 Jahre in diesem Unternehmen tätig, wo ich die Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau absolvierte. 1963 heiratete ich und da ich um sechs Uhr früh das Haus verließ und erst um 20 Uhr wieder nach Hause kam, konnte ich meinen Arbeitsplatz in Wien bald nicht mehr mit meinem Privatleben verbinden. Aus diesem Grund machte ich mich selbständig. Ich mietete zunächst ein sehr kleines Lokal und begann mit einem Lehrmädchen. Als sich die Gelegenheit bot, das Haus (ein altes Bauernhaus) zu kaufen, in dem ich heute tätig bin, griff ich zu und übersiedelte an meinen heutigen Standort, obwohl meine Familie dagegen waren, weil das Haus viel Geld kostete. Heute führe ich meine Boutique mit sechs Mitarbeitern, darunter ein Lehrmädchen, eine Schneiderin und mein Sohn, der den Betrieb übernehmen wird. Meine zweite große Leidenschaft neben meinem Beruf ist der Sport. Ich bin seit mehr als 20 Jahren Präsidentin des Mannersdorfer Fußballvereins.

Zum Erfolg von Elisabeth Zenk

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich nicht, viel Geld und materielle Güter zu haben. Er liegt vielmehr in Glück und in der Freude an der Arbeit. Vor allem die Zufriedenheit meiner Kunden trägt einen großen Teil zu meinem persönlichen Erfolgsgefühl bei. Ich habe das große Glück, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben und empfinde meine Arbeit nie als Belastung.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Da ich meiner Tätigkeit gern und mit viel Freude nachgehe, sehe ich mich im Sinne meiner Definition als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Als ich das Haus kaufte, in dem sich meine Boutique heute befindet, arbeitete ich 70 Stunden und mehr pro Woche, um die Rückzahlungen tätigen zu können. Ich arbeite gern, weil mir mein Beruf große Freude macht, und denke, daß ein wesentlicher Faktor meines Erfolges im Umgang mit meinen Kunden liegt.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein bislang ungelöstes und wirklich großes Problem stellen die permanenten Abverkäufe und Rabatte der großen Ketten dar. Weder die Politik noch die Wirtschaftskammer haben es bis dato geschafft, dieser Problematik einen Riegel vorzuschieben, die für kleine Unternehmen sehr bedrohlich ist. Große Handelsketten sind mit ihren Prozentschlachten die Totengräber dieser Branche.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Für mich ist wichtig, daß beim Vorstellungsgespräch der Funken überspringt. Eine Bewerberin braucht kein gutes Zeugnis zu haben, Schulnoten sind mir überhaupt nicht wichtig; ich lege mehr Wert auf einen Schnuppertag, anhand dessen ich sie einschätzen kann. Wichtig ist mir, daß eine neue Mitarbeiterin oder ein neuer Mitarbeiter in das bestehende Team paßt, denn unsere Zufriedenheit überträgt sich schließlich auch auf unsere Kunden.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich halte regelmäßig Meetings ab, in denen jeder offen seine Meinung und Kritik aussprechen kann. Wir haben ein sehr gutes Betriebsklima und ich gehe allein schon deshalb davon aus, daß meine Mitarbeiter von selbst motiviert sind.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere großen Stärken liegen in unserer Einsatzbereitschaft und im Bemühen, die Kunden individuell und persönlich zu beraten. Bei uns ist der Kunde nicht einfach anonym, er wird begrüßt und beim Namen angesprochen – manchmal bin ich fast ein wenig Psychiater. Ein Vorteil ist nicht zuletzt unser großes Einzugsgebiet.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das habe ich sehr gut im Griff. Meine Tochter ist 24 Jahre alt und in der Zwischenzeit als Flugbegleiterin tätig, während mein Sohn Peter seit 1997 im Betrieb mittätig ist. Meine Kinder sind mit dem Geschäft aufgewachsen und haben mein berufliches Engagement daher schon von Kindesbeinen an akzeptiert. Auch mein Mann zeigt großes Verständnis und steht mir immer hilfreich zur Seite.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Durch Einsatz und Leistungsbereitschaft kann man immer erfolgreich werden, ich weiß allerdings nicht, ob die Jugend bereit ist, auf Freizeit zu verzichten und die Arbeit an erste Stelle zu rücken.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Mann ist schon in Pension und wir hatten eigentlich vorgehabt, uns eine schöne Zeit zu machen, viel zu reisen, etc. Allerdings kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, der Firma länger als eine Woche fernzubleiben, weil ich sehr daran hänge und seit vielen Jahren damit verwurzelt bin.