Zur Karriere von Andreas Gutschi

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach meiner Pflichtschulzeit absolvierte ich eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann bei der Firma Kniely in Graz. Nach der Lehrzeit entschloß ich mich dazu, die Bundeslehranstalt für Berufstätige zu besuchen, um meine Matura nachzuholen. Im Anschluß daran studierte ich Betriebswirtschaftslehre bis zum zweiten Abschnitt, bekam jedoch im Jahr 1985 die Möglichkeit, mich selbständig zu machen. Ich wünschte mir die Selbständigkeit bereits früher. Ich arbeitete zu dieser Zeit für ein halbes Jahr in der Geschäftsführung der Firma Kniely, da die bisherige Geschäftsführerin, Frau Kniely, aus gesundheitlichen Gründen für diese Zeit pausieren mußte. Eines Tages erfuhr ich, daß die Firma eine ihrer Filialen in Graz verkaufen wollte. Ich interessierte mich in Folge immer mehr dafür, diese selbst zu übernehmen und Frau Kniely übergab mir diese nach kurzen Gesprächen gerne. Schon im ersten Jahr konnte ich trotz schwieriger Situation manch andere Geschäfte wie solche in der Wiener Kärntnerstraße überholen und wurde drei Jahre später beste Benetton-Filiale Europas. Dann kam eine weniger gute Zeit, die mit meiner Scheidung einherging. Ich arbeitete mehr als meiner Beziehung gut tat. Wir waren mit der Expansion mit neuen Standorten beschäftigt, als sich die Situation gravierend änderte. Ich mußte den Standort Graz aufgeben und meine Teilhaber auszahlen, obwohl das Geschäft sehr gut lief und so mußte ich abermals von vorne und auf dem Boden der Realität beginnen, was schließlich mit meinem heutigen Geschäft geschah. Nach weiteren eineinhalb Jahren funktionierte mein neues Geschäft in Bruck wider Erwarten vieler anderer ganz gut. Während dieser Zeit lernte ich meine nunmehrige Exfrau kennen. Deren Eltern führten einen Café/Konditoreibetrieb, wollten jedoch in Pension gehen und fragten mich daher, ob ich nicht diesen Betrieb übernehmen wolle. Ich übernahm also diesen Betrieb zusätzlich zu meinem Textilgeschäft, das ich um eine Benetton-Filiale in Bruck erweiterte. Heute gehören zu meinem Unternehmen noch ein Benettongeschäft in Graz und eine Espritfiliale.

Zum Erfolg von Andreas Gutschi

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich war es immer wichtig, meine Ideen und Gedanken in der Praxis umzusetzen. Immer dann, wenn mir das gelingt, fühle ich mich erfolgreich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin mit meinem bisherigen Leben durchaus zufrieden und traf alle wesentlichen Entscheidungen mit meinem Herz.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, daß ich aus meinem Selbstwertgefühl heraus stets die richtigen Entscheidungen traf und dabei meinem Gefühl nachgegangen bin. Diese Erfolgserlebnisse bestärkten mich in meinem beruflichen Weg immens.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Man muß seine Individualität ausleben und seiner eigenen Person treu bleiben.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, die mir die Möglichkeiten in die Hand gab, meine Visionen umzusetzen. Dafür bin ich meinen Eltern sehr dankbar. Sie erzogen mich zur Selbständigkeit.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich bekam durch meine oft waghalsigen Entscheidungen zuerst Skepsis und dann Wertschätzung zu spüren, die mir einiges wert ist. Ich konnte die Leute davon überzeugen, daß man erreicht, was man wirklich will. Im wesentlichen zählt für mich aber die Anerkennung meines engsten Freundeskreises und meiner Exfrau.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich denke, von meinen Mitmenschen anerkannt und respektiert zu werden.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter sind mir die wichtigste Stütze bei meinem bisherigen Erfolg. Ich versuche daher ein gutes und freundschaftliches Arbeitsverhältnis zu gewährleisten.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Durch meine Verkaufstätigkeiten konnte ich mir eine ganz gute Menschenkenntnis erwerben. Ich vertraue stark auf mein Gefühl und meinen Eindruck. Wenn es gemeinsame Ideen und Wünsche gibt, ist eine Zusammenarbeit möglich. Ich lege Wert auf eigenverantwortliches Arbeiten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir haben keine Hierarchie im klassischen Sinn, sondern übertragen individuelle Verantwortungsbereiche, in denen die Mitarbeiter selbständig agieren können. Unsere Geschicke liegen also bei jedem einzelnen Mitarbeiter.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich gehöre zu den Menschen, die ihren Weg sehr zielstrebig gehen und setze meine Ideen hartnäckig um. Aus diesem Grund litt mein Privatleben, weshalb meine Beziehungen scheiterten. Mit der Geburt unseres Kindes änderte sich jedoch einiges. Ich versuche viel Zeit mit meiner Tochter zu verbringen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich würde dazu raten, einen Mittelweg zwischen seiner Arbeit und seinen privaten Neigungen zu finden. Ausgleich ist wichtig.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine geschäftlichen Ziele sind es, meine momentanen Expansionspläne zu verwirklichen. Ich möchte mich generell weiterhin bei allem, was ich tue, in den Spiegel schauen können.