Zur Karriere von Richard Woschitz

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach dem Abschluß der HTL in Mödling studierte ich an der TU Wien Bauingenieurwesen, Studienzweig Konstruktiver Ingenieurbau. Da ich mir das Studium finanzieren mußte, war ich gezwungen, auch in der Praxis tätig zu sein und mich wirtschaftlich zu orientieren. Bereits nach dem achten Semester wurde mir eine Stelle als Studienassistent angeboten, und so war ich die letzten zwei Semester am Institut für Tragwerkslehre und Ingenieurholzbau als Studienassistent tätig. Nach Abschluß des Studiums stieg ich zum Universitätsassistenten auf, und war noch für vier Jahre am Institut tätig. Nebenbei begann ich schon, den Bezug zwischen Wissenschaft und Wirtschaft herzustellen und mir Kontakte aufzubauen. Ich betrieb ein kleines Büro, wo ich die ersten Projekte abwickelte, und so entschloß ich mich, nach der Assistententätigkeit nicht mehr zu habilitieren, und habe mein eigenes Zivilingenieurbüro aufgemacht. Mit dem Ziel, in den nächsten zehn Jahren ein Profibüro aufzubauen, und am nationalen und internationalen Markt tätig zu sein. Am Markt orientiert, entschloß ich mich, als Tragwerksplaner tätig sein, mit einem Logo, welches nach außen getragen werden soll, und dem Coorporite Identity der Bürophilosophie entsprechen soll. Im Jänner dieses Jahres konnten wir das Fest des 1000ensten Projektes feiern und wollen weiterhin erfolgreich tätig sein.

Zum Erfolg von Richard Woschitz

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg kann nicht materiell bewertet werden, sondern bedeutet Zufriedenheit, Ausgeglichenheit, stolz auf den eigenen Erfolg sein zu können, und einen volkswirtschaftlichen Beitrag zu leisten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, es war mein Ziel, in zehn Jahren ein Profibüro aufzubauen, und bin nun über der Hälfte der Zielvorstellung, also auf dem besten Weg dazu.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich glaube, Erfolg kann man nicht planen, sondern muß sich ergeben, weil man zum richtigen Zeitpunkt, richtig wählt, die richtigen Leute kennt und das richtige Produkt anbietet. Ich fand eine Marktlücke, auf die ich setzte, bewies meinen Kunden gegenüber Zuverlässigkeit und somit ergab sich der Erfolg.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Vorerst analysiere ich die Eckparameter, definiere, was man eigentlich erreichen will und welche Tragwerkslösung die geeignete wäre. Wirtschaftlich erkunde ich, ob dieses Projekt überhaupt finanzierbar ist, und ob die Finanzierung gegeben ist, um nicht auf Verdacht zu arbeiten und ein Risiko einzugehen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Einer der mich wirklich geprägt hat, war der Institutsvorstand Herr Prof. Kattinger. Er war ein Vordenker, der mir beibrachte, die Technik mit der Gesellschaft zu vereinbaren. Techniker haben oft ein großes Problem, sich in der Gesellschaft zu orientieren, weil sie technisch reden und denken. Er war einer, der die Brücke zwischen Technik und Gesellschaft schlug, und stützte mich darin, die konservativen alten Strukturen aufzubrechen und mit einem Logo nach außen in Erscheinung zu treten.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Unser Büro wächst von alleine, denn auch die Mitarbeiter haben Kontakt zu anderen Menschen, die gut ins Team passen könnten, daher erfolgt hier eine Eigendynamik. Ich schaue mir diese Personen dann an und entscheide aus dem Bauch heraus, ob er zu uns kommt. Erfolg kann man nicht lehren, sondern man braucht eine gewisse Grundausstattung an erfolgsorientiertem Denken, und dieses ist mir bei Mitarbeitern wichtig.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir haben fast keine Fluktuation, weil ich möchte, daß jeder Mitarbeiter gerne ins Büro kommt. Daher arbeiten wir auch zu flexiblen Zeiten, es gibt zwar Kernzeiten, aber abgesehen davon, kann sich jeder die Arbeitszeit selbst einteilen, denn ich halte nichts davon, daß die Mitarbeiter hier ihre Stunden absitzen, sondern sie sollen ihre Arbeit verrichten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Stärke unseres Unternehmens ist geprägt durch unsere Bürophilosophie, die jeder Mitarbeiter trägt, das stützt sich auf bestimmte Leitziele: Wir arbeiten flexibel, zuverlässig und üben eine Tätigkeit aus, die nur wenige Büros anbieten. Ich setze auf den Erfolg des Teams, wir arbeiten als Team und jeder steht hinter dieser Bürophilosophie und identifiziert sich damit. Von einem Statikbüro unterscheiden wir uns insofern, daß der Statiker nachrechnet und der Tragwerksplaner vorrechnet. Daher arbeiten wir als Vordenker mit den Architekten und Bauherren schon in der Entwurfsphase zusammen. Ich erkannte auch die Marktnische des Holzbaues, es gibt sehr wenige Büros, die sich mit den jungen Leichtbaumaterialen Holz, Glas und Stahl auseinandersetzen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin ein klassischer Workaholic, und habe daher das Privatleben auf der Strecke gelassen, das Büro ist meine Familie.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es soll jeder für sich selbst entscheiden, was er will. Wenn man sich selbständig macht, mit Null beginnt und eine gewisse Größenordnung erschaffen will, hat man fast kein Privatleben. Man ist Hauptverantwortungsträger, und muß jederzeit für alles bereit sein. Außerdem muß man sich vorher Leitziele setzen, diese umsetzen, und auch regelmäßig kontrollieren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Die RW [t]+ steht für meine Initialen und in Klammer die Tragwerksplanung, die unser Rüstzeug ist, das kleine Plus soll für Erweiterungen stehen. Wir erweitern uns mit dem Energiethema, und haben damit unser Logo ergänzt als die Balance der Kräfte in allen Belangen. Es ist mir ein Anliegen, Gleichgewicht in statischer Natur und im gesellschaftlichen Leben zu schaffen. Mein Ziel ist es, mit der RW [t]+ flächendeckend in ganz Österreich präsent zu sein und auch in den internationalen Markt einzusteigen.

- Konstruktiver Holzbau, Manz Verlag (jährliches Schulbuch)
- Holz im Dachgeschoßausbau, Agrar Verlag 1998