Zur Karriere von Gerda Bindoni

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich absolvierte eine Handelsschule und trat unmittelbar danach ins Berufsleben ein, weil ich mein eigenes Geld verdienen und unabhängig sein wollte – immer mit dem Ziel, später zu studieren. Ich arbeitete zunächst für ein Tourismusunternehmen in Villach und Klagenfurt, wo ich in der Zentrale für das gesamte Rechnungswesen zuständig war, und wechselte anschließend zu einem Steuerberater nach Graz. Nach zwei Jahren zog ich nach Wien, wo ich in einer dänischen Computerfirma als Leiterin der Buchhaltung arbeitete. Parallel dazu begann ich Wirtschaftspädagogik, Psychologie und Pädagogik zu studieren. Nachdem das dänische Unternehmen von der amerikanischen Firma TRW DATAPOINT übernommen wurde, wurde ich mit dem Controlling betraut und konnte mir damit ein know-how aneignen, das zu diesem Zeitpunkt auch nicht auf der Wirtschaftsuniversität gelehrt wurde. 1986, ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Kinder, gab ich mein Studium auf, absolvierte den Unternehmensberaterlehrgang und machte mich selbständig. Dieser Beruf gab mir die Möglichkeit, mein Wissen aus den Gebieten Wirtschaft und Pädagogik zu verbinden. Zu Beginn meiner Selbständigentätigkeit war ich vor allem für Textilbetriebe tätig, die ich im Bereich Controlling beriet. Da ich auch immer wieder Unternehmensgründer zu meinen Kunden zählen konnte, wurde mir in den frühen Neunzigern klar, daß es nicht nur darauf ankommt, optimale Finanz- und Marketingstrategien zu entwickeln, sondern sich als Unternehmer so zu positionieren, daß die/der UnternehmensgründerIn die eigene Berufung leben kann. Nur dort ist man wirklich gut und hat genügend Energie und Kreativität, um laufende Herausforderungen, mit denen jeder Unternehmer konfrontiert ist, gut zu bewältigen. Diese Thematik baute ich Schritt für Schritt aus: ich bildete mich in verschiedenen Richtungen der humanistischen Psychologie aus und absolvierte die systemische Coaching- und Beratungsausbildung in Heidelberg. Mein Beratungszugang ist seither ganzheitlich und von systemischen Grundsätzen geprägt. Zur Beratungskompetenz kam die Coachingkompetenz dazu. Es geht mir nicht darum, meinen Klienten zu sagen, was sie zu tun hätten, sondern ihnen Know-how anzubieten, das ihnen hilft, ihr eigenes Wissen und ihre eigene Energie bestmöglich umzusetzen. Ich bin Initiatorin der Sinnwerkstatt, einem Netzwerk für die Entwicklung und Umsetzung ganzheitlicher Beratungsansätze. Ich führe die Sinnwerkstatt alleine, arbeite jedoch immer wieder mit unterschiedlichen KollegInnen bei verschiedenen Projekten zusammen. Zu meinem Kundenkreis zählen Klein- und Mittelbetriebe, Unternehmensgründer, Führungskräfte, aber auch große Unternehmen.

Zum Erfolg von Gerda Bindoni

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, etwas Sinnvolles zu tun. Der finanzielle Aspekt war für mich nie alleiniger Anreiz, etwas zu machen, viel wichtiger ist mir die eigene Überzeugung. Erfolg liegt für mich darin, meinen Beitrag zu einer sinnerfüllteren Arbeitswelt leisten zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich heute als erfolgreich, weil ich mit dem bisher Erreichten sehr zufrieden bin.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich habe mein betriebswirtschaftliches, systemisches, psychologisches und menschliches Wissen zu einem kreativen Beratungsansatz verbunden. Dabei ist mein Gespür für Menschen und Ihre Potentiale eine wesentliche Grundlage meines Erfolges. Zu meinen Stärken zählen Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit. Wenn ich von einer Sache überzeugt bin, bleibe ich dran, um meine Vision Wirklichkeit werden zu lassen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich gehe bei Problemen immer einen Schritt zurück und versuche mich emotional herauszunehmen, um eine weitläufigere Sichtweise zu erlangen und die Alternativen zu erkennen, die mir sonst verborgen bleiben würden.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich hatte im Angestelltenverhältnis Führungspositionen inne und verdiente sehr gut, der Beginn meiner beruflichen Selbständigkeit in einer Männerdomäne irritierte mich allerdings ein wenig. Ich erkannte aber bald, daß ich genauso wichtige Beiträge leisten kann und fühle mich daher nicht benachteiligt, weil ich eine Frau bin.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich biete meinen Klienten Seminare und Coaching zu den Themen : Mission / Vision / Strategieentwicklung und Prozessentwicklung an. Das mache ich mit denMethoden des systemischen Coaching, der Organisationsentwicklung und der strategischen Personalentwicklung. Ich veranstalte Visionsseminare an besonderen Orten, z.B. in der Wüste Sinai, in Marokko und den Schottischen Highlands.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wer seine Stärken erkennt und in seinem Beruf seine Berufung findet, wird auch Erfolg haben. Wer erfolgreich sein will, sollte seinen Weg beharrlich gehen und bei Herausforderungen immer wieder neue kreative Antworten suchen. Eine gute Ausbildung erleichtert den beruflichen Weg entschieden, sehr wesentlich dabei ist die Erkenntnis, daß es nie zu spät ist, sich jenes Wissen anzueignen, das man benötigt – und sei es mit 60.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, mich weiter zu entwickeln und auch das, was ich mir mit meinem Unternehmen bisher aufbauen konnte. Ich möchte in Zukunft noch mehr publizieren und mein zweites Buch herausgeben. Und ich werde auch weiterhin meinen Beitrag zu einer Sinnerfüllten Arbeitswelt leisten und Menschen in Veränderungssituationen unterstützen, Ihr Potential sichtbar zu machen und im erfolgversprechenden Umfeld einzubringen. Für mich selbst wünsche ich mir mehr Zeit für mich, für die Begegnung mit anderen Menschen und die Begegnung mit fremden Kulturen.

- ARETE - Erfolg durch die Erfüllung der eigenen Lebensaufgabe, 1993
- Fachartikel in der Zeitschrift "Wege"